Verbot von Adblockern geplant

  • Zitat von Feuervogel

    was glaubst Du wieviele Personen die Schere in die Hand nahmen, um aus ihrer Zeitung die Werbung herauszuschnippeln?


    Ich gebe zu, ich musste erstmal grinsen bei der Vorstellung aus meinem lokalen Käseblatt und der überregionalen Zeitung die Werbung rauszuschneiden.
    Ich hoffe es steht außer Frage, das Werbung in Printmedien und Onlinewerbung sich in der Art und Weise der Präsentation ganz massiv voneinander unterscheiden. Onlinewerbung spielt ja geradezu mit evolutionären Prinzipien der Informationsaufnahme an denen sich auch nur schwerlich rütteln lässt. Das ist bei Printwerbung anders.

    Zitat von Sören Hentzschel

    Das, was wirklich stört, sind doch viel mehr andere Aspekte wie Anzahl/Positionierung von Werbung (wenn die Werbung auf einer Webseite stört, stört sie nicht minder, wenn sie nicht anklickbar ist), optional Tracking und ggfs. Sicherheits-Aspekte.

    Zitat von Sören Hentzschel

    Und das einzige wirklich wirksame Mittel gegen Werbeblocker ist es doch, weniger Gründe für Werbeblocker zu haben und nicht mehr Gründe.


    Zwei ganz wesentliche Aspekte mit denen sich die Befürworter von Verboten sehr eindringlich auseinander setzen sollten.

    Und weil es gerade passt, habe ich heute im Feed für neue Erweiterungen einen kreativen Ansatz gefunden, der dem Argument des "zu viel Werbung auf Webseiten" ein wenig den Wind aus den Segeln nimmt: AdSidebar. Ich werde die Erweiterung auf jeden Fall mal testweise installieren. Sieht auf jeden Fall nach einem Schritt hin zu einem Kompromiss aus.

  • Es gibt mal wieder Neuigkeiten zu Adblockplus:
    http://stadt-bremerhaven.de/olg-koeln-urte…esst-gegen-uwg/

    Pressemitteilung des Oberlandesgericht Köln:
    http://www.olg-koeln.nrw.de/behoerde/press…ilung/index.php

    Hier das dazu gehörende Statement von Adblock Plus:
    https://adblockplus.org/blog/german-co…prize-on-appeal

    Mfg.
    Endor

    Mozilla/5.0 (Windows NT 10.0; Win64; x64; rv:109.0) Gecko/20100101 Firefox/124.0.2
    OS: Windows 10 pro 64 bit und Windows 10 Home 64 bit
    Meine Scripte Sammlung: https://github.com/Endor8/userChrome.js
    Kein Support per PN. Fragen bitte im Forum stellen!

  • Man kann zu Adblockern stehen wie man will, aber diese Whitelist ist schon sehr übel.
    Die Einführung in AdBlockPlus lies mich wechseln... bin gespannt, was der Bundesgerichtshof dazu sagen wird...
    Festzuhalten ist, das das OLG Köln nicht AdBlock Plus als solches verbot... :)

  • Ja finde auch, die sollen diese Whitelist entsorgen und gut ist's.
    Klar dann geht denen zwar ihr Finanzierungskonzept zum Teufel aber, so wie
    es im Moment ist ist es, beinahe eine Art Erpressung.
    Mal sehen was wird.
    Mfg.
    Endor

    Mozilla/5.0 (Windows NT 10.0; Win64; x64; rv:109.0) Gecko/20100101 Firefox/124.0.2
    OS: Windows 10 pro 64 bit und Windows 10 Home 64 bit
    Meine Scripte Sammlung: https://github.com/Endor8/userChrome.js
    Kein Support per PN. Fragen bitte im Forum stellen!

  • Wer wird womit erpresst? Die Wortwahl klingt sehr nach dem Populärjournalismus von MobileGeeks. Und wenn das Erpressung ist, was ist dann der neue Brave-Browser von Mozilla-Gründer Brendan Eich, der so gehypt wird? Das Konzept von Brave ist es, Werbung zu blockieren und durch eigene Werbung zu ersetzen. Da spricht aber auch niemand von Erpressung, im Gegenteil, der Browser wird total gefeiert.

  • Zitat von Sören Hentzschel

    im Gegenteil, der Browser wird total gefeiert.


    Davon habe ich hier im Forum aber noch nicht wirklich was mitbekommen oder bin ich auf einem Auge blind?

    Freundliche Grüße
    Barbara

    ____________

  • Zitat von Sören Hentzschel

    ..was ist dann der neue Brave-Browser von Mozilla-Gründer Brendan Eich, der so gehypt wird?

    Hättest du diesen nicht erwähnt, damals, wäre er schlicht begrifflich an mir vorbeigegangen.
    Beschäftigen tue ich mich nicht mit diesem Browser und auch nicht mit anderen, ich habe meinen an meine Bedürfnisse angepassten Firefox...
    Werbung ist per se keines meiner Bedürfnisse und ich lehne diese daher grundsätzlich als Zeitstehler ab, egal wie und wo sie auf mich einprasselt... wenn ich irgendwas kaufen will, dann suche ich mir dazu Informationen an Orten, die ich mir aussuche..

  • Ich habe dies Thema erst jetzt gefunden und möchte auch gerne etwas dazu beitragen.

    1. Ich brauche an sich keinen Werbeblocker weil mich Werbung ohnehin nicht anspricht. Da bin ich auch einer von Wenigen, aber es ist so. Ich sehe mir nur gezielt Werbung an wenn ich mir etwas besonderes zulegen möchte, dann aber in der Regel von der Herstellerseite oder der Vertriebsseite oder von Warentestseiten.

    2. Ich möchte aber nicht von Dingen die micht nicht interessieren genervt werden und deshalb davon womöglich noch krank werden. Mich stört halt alles Blinkende und alles Bewegte beim Lesen.

    3. Ich möchte auch nicht für Dinge die mich nicht interessieren noch etwas bezahlen müssen, sei es durch Traffic-Gebühren, oder auch nur durch unnötige Wartezeiten.

    4. Ich möchte auch nicht von denen die mich nerven wollen (und das sind viele) ausspioniert und getrackt werden.

    5. Wenn ich mir schon Werbung ansehe (Punkt 1), dann möchte ich wissen wer hinter der Werbung steht, also wie vertrauensvoll die Werbung halt ist. Und das geht nur wenn die Werbung auch vom Original-Server der gerade besuchten Webseite kommt und nicht von 100 anderen Quellen die man nicht kennt einfach eingeblendet wird. Dann wäre der Webseitenbetreiber u.U. auch für die Werbung mitverantwortlich und kann notfalls für Fehlinformationen belangt werden.

    Fazit: Deshalb habe ich neben uBlock auch uMatrix installiert und sehe dieses Gespann NICHT als "Werbeblocker" an, sondern als "Unnötiger_Traffic-Blocker" sowie als Tool für meine Gesundheit und mein Wohlbefinden. Diesen oder einen ähnlichen Begriff sollte man in Zukunft besser verwenden, dann distanziert man sich vom Thema Werbung.

    Gruß Harry

    FF aktuell, 64Bit, Linux, Manjaro mit KDE

  • Sind deine Punkte 2 und 3 nicht ein bisschen sehr weit hergeholt? Weder weiß ich, inwiefern du gesundheitliche Einschränkungen durch Werbung erfahren möchtest, noch nehme ich dir ab, dass du einen Volumentarif für dein Internet hast. Aufgrund deines Fazits ist ja klar, dass wir hier vom Desktop und nicht etwa vom Smartphone sprechen.

    Es ist übrigens nicht nötig, ein neues Wort wie "Unnötiger_Traffic-Blocker" zu erschaffen, es gibt dafür eine Bezeichnung. Man spricht von Content-Blockern. ;)

  • OK, etwas weit hergeholt kann schon sein, aber nur etwas... Alles was nervt beeinflußt das Wohlbefinden und damit auch unsere Gesundheit. Und der Traffic muß nun mal von uns bezahlt werden, egal ob nun direkt abgerechnet oder durch (höhere) Pauschalbeiträge. Und ich meine es auch nicht nur für mich sondern auch für die jüngere (Smartphone-) Generation. Content-Blocker ist nur schwer zu verstehen, ein aussagekräftiger deutscher Begriff ist (gerade auch für die Politiker) besser verständlich... Content ist doch Inhalt, und den will ich doch nicht blocken, nur den unnötigen Teil des Inhalts.

    n8, Gruß Harry

    FF aktuell, 64Bit, Linux, Manjaro mit KDE

  • Content-Blocker ist nunmal der geläufige Begriff dafür, den habe ich mir nicht ausgedacht. ;) Dass man Content blockiert, bedeutet ja auch nicht, dass man jeden Content blockiert. Genau wie mit dem spezielleren Begriff Werbeblocker. Das heißt ja auch nicht, dass man jede Werbung blockieren muss, glücklicherweise kann man in vernünftigen Werbeblockern Ausnahmen definieren.

    Was deine Kosten-Rechnung betrifft: ob nun Werbung oder keine Werbung, das bestimmt ganz sicher nicht den Pauschalbetrag, den du für dein Internet bezahlst. Alleine das Streaming von Video-Inhalten verursacht so viel mehr Traffic. Werbung besteht doch nur aus ein paar Scripts und optional Grafiken, das ist gar nichts verglichen mit wirklich Traffic verursachenden Dingen. Stichwort Drosselung, das ist doch wegen genau dieser Streaming- und Filesharing-Geschichten ein Thema, weil das für die Internet-Anbieter so viele Kosten verursacht, in dem Zusammenhang fiel nie der Begriff Werbung als Ursache. Werbung hat seine bekannten Nachteile, aber Kosten für den Nutzer gehören nicht dazu. Eher sogar noch im Gegenteil! Das Blockieren von Werbung verursacht bekanntermaßen reale Kosten in enormer Höhe. Nicht für den Anwender, sondern für den Content-Anbieter. Das wiederum kann schnell zu Kosten-Erhöhungen für den Nutzer führen, weil der Einnahmen-Verlust unter Umständen zumindest teilweise an den Nutzer weitergegeben wird. Das heißt, ein bereits kostenpflichtiger Service wird teurer, oder bisher kostenloser Content ist nur noch gegen Bezahlung abrufbar. Das ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Also mit Geld würde ich wirklich nicht argumentieren, wenn man sich für Werbeblocker ausspricht, denn das Argument ist für die Gegenseite doch wesentlich realistischer. Werbung ist nämlich das, was das Web für Nutzer in diesem Umfang überhaupt erst gratis macht. Der Einnahmenerlust durch Werbeblocker ist definitiv unfassbar viel höher als die Traffic-Kosten durch Werbung. ;)

  • Ein aussagekräftiger deutscher Name wäre Meiner Meinung nach doch sinnvoller. Wenn schon unbedingt ausländisch dann vielleicht Bad-Content-Blocker? oder Unwanted-Content-Blocker? Mit den Kosten etc bin ich nicht so bewandert, Du hat wohl recht. Mich stört ja auch die Werbung an sich auch nicht, solange sie nicht "nervt" und von der Original-Webseite kommt. Das kann dann ohnehin nur schwer unterdrückt werden und wird ja auch langsam mehr. Das finde ich dann auch OK so.

    Gruß Harry

    FF aktuell, 64Bit, Linux, Manjaro mit KDE

  • Mit der Original-Webseite meinst du vermutlich, dass wenn auf camp-firefox.de Werbung angezeigt wird, die Werbung auch von camp-firefox.de ausgeliefert wird. Das ist oftmals allerdings überhaupt nicht möglich. Webseiten-Betreiber haben üblicherweise keine direkten Geschäftsbeziehungen zu den Anzeigen-Partnern, das läuft über Netzwerke, welche gewährleisten, dass die Werbung angezeigt wird, der Anzeigen-Partner bezahlt und der Publisher sein Geld erhält. Das ist das Einfachste und Fairste für alle Beteiligten (sieht man mal von der recht hohen Provision ab, welche Netzwerke meist einbehalten).

    Vor allem ist es auch wichtig, dass Firmen, welche Anzeigen schalten, Einblicke erhalten. Wenn ich irgendwo eine Anzeige schalte, dann muss ich wissen, wie viele Menschen diese Anzeige erreicht, ich muss wissen, wie oft diese geklickt wird, usw. Denn ohne diese Informationen weiß ich weder, ob die Werbung überhaupt was bringt, noch weiß ich, ob ich nicht beschissen werde, da kann man mir ja alles sagen und in Rechnung stellen. Und umgekehrt als Webseitenbetreiber gibt man ganz bestimmt niemandem Zugriff auf den eigenen Server, um das zu analysieren, das wäre verrückt. Auch deswegen braucht es eine neutrale Stelle zwischen Anzeige-Partner und Publisher.

    Wenn die Werbung von einer anderen Domain kommt, hat das übrigens noch einen Vorteil: mehr Parallelisierung. Browser laden immer nur eine begrenzte Anzahl an Ressourcen gleichzeitig von einer Domain herunter. Auf meiner Webseite firefoxosdevices.org zum Beispiel lade ich aus genau diesem Grund parallel Ressourcen von firefoxosdevices.org sowie von static.firefoxosdevices.org, meine Analyse-Software Piwik kommt wiederum von einer eigenen Domain auf dem gleichen Server. Würde die Werbung auch über diese Domain laufen, wären das nur zusätzliche Ressourcen über die gleiche Domain, was im schlechtesten Fall blockiert und die Ladezeit nicht verbessert. Die Werbung sollte natürlich nach Möglichkeit von keinem Server kommen, der auf einem anderen Kontinent steht, das merkt man dann schon. ;)

    Ich muss dazu sagen, dass ich sowohl Publisher bin und Werbung auf meinen Webseiten einsetze (wenn die Einnahmen zu stark einbrechen, beerdige ich das jeweilige Projekt, ich hab schließlich Kosten und bin nicht bereit, darauf sitzen zu bleiben! Heißt, lass auf meinem Mozilla-Blog 50 Prozent der Nutzer einen Werbeblocker einsetzen und ich schließ die Seite, damit ist auch die camp-firefox.de-Webseite faktisch tot, weil der Content ja ausschließlich von meinem Blog kommt) als auch selbst schon Werbung geschaltet habe, ich kenne also beide Seiten sehr gut und habe damit aus beiden entscheidenden Perspektiven einen erweiterten Zugang zu diesem Thema, der den meisten hier verwehrt ist, da ich mehr kenne als nur die Nutzer-Perspektive. Und es ist wichtig, alle drei Perspektiven zu kennen, um das Thema vollständig begreifen zu können. Ich arbeite hart dafür, dass tausende Menschen jeden Tag kostenlos meine Artikel lesen können. Und ja, es wird immer schwieriger, anderen kostenlos Inhalte bereitzustellen. Zumindest gibt es noch andere Wege, die harte Arbeit zu unterstützen, wenn man wirklich auf Werbung verzichten möchte. Leider machen davon nur die Wenigsten Gebrauch, immer muss alles kostenlos sein und der Webseitenbetreiber darf zusehen, wie er seine Kosten deckt (auch Arbeitszeit sind Kosten!).

  • Ja, da gehen unsere Meinungen ein wenig auseinander. Das liegt aber vermutlich daran, ob man mit dem Internet seinen Lebensunterhalt bestreiten will/muß, oder nicht. Ich bin ja nun inzwischen Rentner und habe keine Ambitionen noch etwas hinzuverdienen zu müssen (zum Glück!). Früher hat mein Arbeitgeber mich z.B. mit diversen Fachzeitschriften versorgt (einige habe ich aber auch selbst gekauft), weil er ja wollte, daß ich immer gut für ihn arbeite. Heute lese ich diese und auch andere Fachzeitschriften (soweit sie online für mich lesbar sind) gerne weiter, aber dafür bezahlen würde ich natürlich nicht. Genauso gern lese ich auch die Tageszeitungen, obwohl ich sie gegen Bezahlung nicht lesen würde (das habe ich ja auch früher nicht getan). Wie man das heute im Internetzeitalter unter einen Hut kriegen kann weiß ich auch nicht, aber verstehen muß man mich auch.

    Meine Ratschläge etc sind jedenfalls immer kostenlos (ich hoffe nicht umsonst!). Vielleicht liegt das auch daran, daß mir selbst auch oft genug geholfen wurde, ohne daß gleich jemand die Hand aufgehalten hat. Und meine Webseite sehe ich ohnehin in allererster Linie als Übungs- und Gehirntrainings-Projekt an, also als Freizeitbeschäftigung. Dafür geben andere Leute sogar Geld aus, deshalb darf sie auch gerne einen nicht allzugroßen Betrag kosten. Und wenn sich dann noch Menschen dafür bei mir bedanken, freut es mich natürlich.

    Insofern hat halt alles 2 Seiten, die beide betrachtet werden wollen. Ich freue mich jedenfalls über die AddBlocker, das Internet liest sich für mich dadurch wesentlich angenehmer. Und ein echter Kaufinteressent geht mit mir bestimmt nicht verloren wenn ich die Werbung nicht sehe...

    Gruß Harry

    FF aktuell, 64Bit, Linux, Manjaro mit KDE

  • 1. Guten Abend!

    2. Ich habe die ganzen Seiten nicht gelesen, daher mein Quereinstieg

    3. Zum Thema Verbot von Reklameblockern


    In Ordnung, soll das Verbot rechtskräftig weltweit durchgesetzt werden. Aber jeder Brauser hat doch ab Werk einen effizienten Reklameblocker standardmäßig eingebaut - JavaScript deaktivieren!

    JavaScript deaktiviert - ich denke mehr als 90% (visueller) Reklamemüll wird erst gar nicht geladen. Warum beim Firefox vor einiger diese Deaktivierung in der grafischen Oberfläche entfernt wurde - ganz zu schweigen von den erweiterten JS-Einstellungen - erschließt sich mir immer noch nicht. Also umständlich über about:config oder Erweiterung. Da lobe ich wieder mal Seamonkey.

    Wenn das Blocken von Reklame (mehr als 90%) im Brauser so einfach eingeschaltet werden kann, dann muss es nur konsequent sein, dass JS im Brauser unter keinen Umständen mehr deaktiviert werden kann. Ein Brauser Lynx ist dann natürlich auch verboten.

    Was ist mit Bildschirmlesern - wie wird (Voll)blinden visuelle Reklame ver- und übermittelt?

    Gut oder auch schlecht, Reklame darf vom Brauser nicht mehr geblockt werden!

    Was ist mit dem Router? Z. B. Blocken von <script> oder der Endung .js?

  • Zitat von Sören Hentzschel

    Ich muss dazu sagen, dass ich sowohl Publisher bin und Werbung auf meinen Webseiten einsetze [...] als auch selbst schon Werbung geschaltet habe, ich kenne also beide Seiten sehr gut und habe damit aus beiden entscheidenden Perspektiven einen erweiterten Zugang zu diesem Thema, der den meisten hier verwehrt ist, da ich mehr kenne als nur die Nutzer-Perspektive. Und es ist wichtig, alle drei Perspektiven zu kennen, um das Thema vollständig begreifen zu können.


    Hast du, aus der Sicht eben nicht nur eines Users, sondern als jemand der selbst Werbung einsetzt Ideen wie der Ablehnung von Werbung entgegengewirkt werden kann? Es ist natürlich für beide Seiten relativ simpel jeweils passende Argumente vorzubringen: die Pro-Seite argumentiert mit Kosten, Einnahmeverlusten, fehlender Erfolgskontrolle ... und die Contra-Seite winkt einfach alles ab und zieht den Adblockregler bis zum Anschlag. Dialog findet so kaum statt. Wo würdest du ansetzen wenn du könntest um Nutzer von Adblockern zum umdenken anzuregen?
    Und ich meine damit jetzt nicht die argumentative Ebene. Die hast du ja schon angesprochen. Ich denke da eher an die Ebene der Mittel (Darstellung von Werbung in Internetseiten, Transparenz der Werbenetzwerke (also wer mit wem), verbesserte Datenschutz- und Privatsphäreregelungen, neue Formen der Präsentation, Trennung von "Reichweitenmessung" und Tracking (ist das überhaupt möglich?) usw.). Du nutzt diese Mittel ja. Bist du mit denen zufrieden?

    Und hier mal noch etwas Lesestoff für Interessierte. Ich bin die Tage beim testen von einer Erweiterung auf ein paar Artikel gestoßen.
    The Web Never Forgets: Persistent Tracking Mechanisms in the Wild <- Achtung lädt direkt den Artikel als pdf
    TrackMeNot: Resisting Surveillance in Web <- Achtung lädt direkt den Artikel als pdf
    Adnostic Dort findet sich ein weiterer Artikel

  • Zitat von Stoiker

    Hast du, aus der Sicht eben nicht nur eines Users, sondern als jemand der selbst Werbung einsetzt Ideen wie der Ablehnung von Werbung entgegengewirkt werden kann?

    Das Wichtigste ist, dass endlich ein Umdenken auf Nutzerseite stattfinden muss. Wenn Werbung auf einer Webseite nervt, dann kann dafür weder der Anzeige-Partner etwas noch das Werbe-Netzwerk, das ist ganz alleine die Entscheidung des Webseitenbetreibers, ob und wie er Werbung platziert. Wenn die Werbung für mich auf einer Webseite nun unerträglich ist, dann gibt es die Möglichkeit, die Webseite einfach zu meiden oder eben die Werbung zu blockieren. Soweit in Ordnung. Denn wenn eine Webseite dem Nutzer auf die Nerven geht, ist sie letztlich selbst Schuld. Und damit meine ich ernsthaft nervt, nicht einen kleinen Banner, der weder im primären Blickfeld liegt noch in irgendeiner Weise auffällig ist.

    Das Problem ist, dass immer mehr Menschen überhaupt keine Toleranz mehr für Werbung zeigen und das ist nicht in Ordnung. Mehr Menschen müssen endlich wieder verstehen, dass nichts auf der Welt kostenlos ist, auch wenn es einen nicht kostet. Irgendjemand hat immer Kosten. Und über die Kostendeckung hinaus ist es das Natürlichste der Welt, dass man auch etwas verdienen möchte, denn fast niemand arbeitet ohne Bezahlung. Wer Arbeit hat, hat das Recht, für seine Arbeit entlohnt zu werden. Einige scheinen zu glauben, dass Webseiten, welche Werbung schalten, Menschen in irgendeiner Weise ausbeuten würden, was vollkommener Unsinn ist. Natürlich gibt es Webseiten, die wirklich viel Geld mit Werbung verdienen, das ist aber weder die Regel für alle Webseiten noch ist das anders als mit jeder anderen Art des Geldverdienens auch, es gibt immer welche, die mehr als andere verdienen. Deswegen boykottiert man diese aber nicht. Solche Positionen muss man sich auch erarbeiten. Der Mensch strebte schon immer nach Erfolg, auch das ist natürlich.

    Webseiten bieten eine Leistung an, in der Regel kostenlos, und diese Leistung kostet jemanden Geld. Ein Server kostet Geld, eine Domain kostet Geld, aber ganz wichtig: auch Arbeitszeit kostet letzten Endes etwas. Oftmals hängen sogar vollständige Arbeitsplätze daran, Redakteure etc. wollen bezahlt werden, damit sie ihre Familien ernähren können! Aber selbst, wenn wir in kleineren Dimensionen denken, viele gute Webseiten mussten bereits schließen, weil man es sich nicht mehr leisten konnte, da es immer schwieriger wird, kostenlos Inhalte bereitzustellen, weil eben immer weniger Menschen akzeptieren, dass auch Webseitenbetreiber von irgendwas leben müssen. Keine Ahnung, ob die Erwartung ist, dass jede gute Webseite nur aus Freude an der Sache betrieben wird und der Betreiber sein komplettes Privatleben zu opfern hat - für null Gegenleistung.

    Darum braucht es ein Umdenken. Das ist die Grundvoraussetzung. Ohne ein grundlegendes Verständnis über diese Sache kann es keine Lösung geben. Und das einzige, was mir dazu einfällt, ist noch mehr Kommunikation. Man muss noch eindringlicher den Ernst der Lage erklären. Kein Umdenken bedeutet, dass immer mehr ehemals kostenloser Content kostenpflichtig werden wird, weil es anders nicht mehr geht. Das ist die harte Realität.

    Wenn einem eine Seite wirklich etwas wert ist und man ein zu großes Problem mit der Werbung hat, dann soll man der Seite meiner Meinung nach wenigstens etwas spenden. In dem Fall beschwert sich sicher niemand darüber, dass die Werbung blockiert wird. Ich muss auch kämpfen, damit ich weiterhin um die 250-300 Artikel pro Jahr über Dinge aus der Mozilla-Welt schreiben und kostenlos zur Verfügung stellen kann. Wenn sich die Dinge so weiterentwickeln, wird damit früher oder später Schluss sein. So viel Spaß es auch macht, mein Tag hat auch nur 24 Stunden und ich bin nicht bereit, mein Privatleben zu reduzieren, und ich muss genau wie jeder andere zusehen, dass ich Geld verdiene, um meine Miete etc. zu bezahlen, mir wird auch nichts geschenkt.

    Zitat von Stoiker

    Und ich meine damit jetzt nicht die argumentative Ebene. Die hast du ja schon angesprochen. Ich denke da eher an die Ebene der Mittel (Darstellung von Werbung in Internetseiten, Transparenz der Werbenetzwerke (also wer mit wem), verbesserte Datenschutz- und Privatsphäreregelungen, neue Formen der Präsentation, Trennung von "Reichweitenmessung" und Tracking (ist das überhaupt möglich?) usw.). Du nutzt diese Mittel ja. Bist du mit denen zufrieden?

    Wie die Werbung auf der Webseite dargestellt wird, ist ja in erster Linie Webseiten-Sache. Manche Werbung ist aufdringlicher als andere, weil diese mehr Geld bringt. Vielleicht sind manche gierig und wählen daher die bestbezahlte Werbeform, aber je mehr Menschen die Werbung blockieren, desto weniger Alternativen gibt es auch, Ausfälle müssen ja kompensiert werden, also greift man zu aggressiverer Werbung, was wieder zu mehr Blockierung führt. Ein Teufelskreis.

    Tracking braucht es für Reichweitenmessung nicht zwingend, man erhält auch so gute Einblicke. Tracking ist mehr ein Thema für die Conversion-Rate. Tracking erlaubt zielgruppenorientierte Werbung, was wiederum bedeutet, dass eine höhere Prozentrate der Impressions zu Conversions führt, das kann zum Beispiel heißen, dass bei gleicher Anzahl der Einblendungen von Werbung mehr Nutzer das Produkt kaufen, für das geworben wird. Das ist das primäre Ziel von Tracking. Denn höhere Conversions bedeuten, dass man weniger Geld für Werbung ausgeben muss, um das gleiche Resultat zu erzielen. Tracking braucht es also aus wirtschaftlichen Gründen.

    Alternativen dazu zu finden sind schwer und müssen vermutlich auf Browserebene passieren. Da müssen aber die Browserhersteller und Werbenetzwerke zusammenarbeiten. Beispielsweise könnte der Browser aus der Chronik eine Liste der Interessen generieren und diese Liste den Werbenetzwerken weitergeben. Es ginge bei der Idee nicht darum, irgendjemandem mitzuteilen, welche Seiten er oder sie besucht, sondern dass es sinnvoll ist, einem Anwender Anzeigen über Autos anzuzeigen, aber nicht für Modehäuser. Das würde genau diesem Ziel wieder dienen und würde Tracking überflüssig machen. Aber abgesehen davon, dass es ein weiter Weg wäre, da erstmal hin zu kommen, ich bin mir ziemlich sicher, dass das vielen Nutzern auch wieder nicht recht sein wird. Was es wiederum unwahrscheinlicher macht, dass wir uns dahin bewegen, weil wir dann gleich die vorhandenen Mittel weiternutzen können, wenn es für die Nutzer auch nicht besser ist.

    Meine Zufriedenheit ist gut, was die Einblicke betrifft, die ich bekomme. Aber auf Einnahmen-Seite kann ich nicht zufrieden sein, denn das kompensiert nicht einmal im Ansatz meine harte Arbeit.