Komma vor als: Weit verbreiteter Fehler oder mein Irrtum?

  • Hallo allerseits!

    Ich habe ja schon ein schlechtes Gewissen, mich ausgerechnet wegen so einer totalen Off-Topic Geschichte hier blicken zu lassen, aber da ich selbst nicht in der Lage bin, folgende Frage zu beantworten, sehe ich mich gezwungen, mich nochmal an die kollektive Intelligenz zu wenden. :wink:

    Also:

    In letzter Zeit muss ich beim Lesen selbst renommierter Medien des Öfteren schlucken, weil ein Komma an einer meiner Meinung nach völlig unpassenden Stelle gesetzt wird: Vor dem einen Vergleich einleiten "als".

    Zum Beispiel:

    Zitat von <woltlab-metacode-marker data-name=

    Josef Joffe (immerhin ehemaliger Chefredakteur!) in der ZEIT" data-link="">

    Die größte Militärmacht auf Erden kann zwar mit leichter Hand ein Regime wegfegen, aber kein neues herbeizaubern; einen Feind zu demolieren ist einfacher, als ihn zu erziehen.

    oder:

    Zitat von <woltlab-metacode-marker data-name=

    Sebastian Moll (der auch für Spiegel Online schriebt)" data-link="">

    Nicht angelernt war hingegen seine Fähigkeit, härter und konsequenter zu trainieren, als alle anderen.

    Außerdem las ich das einige weitere Male in Spiegel Online, kann es aber nicht mehr finden.

    Ich denke: Die rot markierten Kommas sind falsch. Immerhin lauteten die Sätze verkürzt:
    A ist besser als B.
    Man vergleiche das mit:
    A ist besser als, B.
    Ich denke, das macht deutlich, weshalb ich schlucken muss.

    Die Häufigkeit dieser Kommasetzung lässt mich allerdings an meiner Einschätzung zweifeln.

    Daher meine Frage:

    Ist das Komma an dieser Stelle nun falsch oder richtig?


    Danke und Gruß,
    Bazon


    P.S.:
    Dieser Beitrag erhebt keinen Anspruch auf vollständig korrekte Orthographie und Grammatik. Es ist ja nur ein Forumsbeitrag und nicht Teil eines Printmediums, von dem ich eben sehr wohl eine korrekte Sprache erwarte... :wink:

  • Ich würde sagen: Du hast Recht!
    ...aber was können wir alte Rechtschreibler schon mit Sicherheit bei dem neuen Rechtschreibchaos dazu sagen. :?

    Aloha, Uli

    Seit 102.0 wieder mit dem jeweils neuesten 64bit-Fx von tete009 unterwegs.

  • Also...bei Vergleichen wird das Bindewort generell nicht durch ein Komma abgetrennt.

    Demnach muss es z.B. lauten:

    Der Ulf ist größer als alle anderen.
    Der Ulf ist genauso doof wie wir alle.

    Demnach müsste meiner Meinung nach dein erstes Zitat falsch sein, da hast du recht.

    Wir das "als" jedoch als Temporalbestimmung (ich hoffe, das heißt so) benutzt, kann ein Komma gesetzt werden:

    Ich war schon sehr betrunken, als ich nach Hause ging.


    Verdammicht...jetzt interessiert mich das aber wirklich...da werd ich mal fix den Duden zu Rate ziehen.

  • also laut schlauem duden (allerdings no. 23, nicht die neue no. 24), kann man in den fällen ein komma setzen. würde ich jetzt mal frei behaupten (s. regel k112 und k116 und evtl. k117).

    k116: "infinitivgruppen kann man durch komma abtrennen, um die gliederung des satzes detulich zu machen oder um missverständnisse auszuschließen."

    edit: sehe gerade, bazon bloch wohnt (zumindest teilweise) in st. ingbert. viele grüße aus lebach :wink:

    Meine Nachrichten werden mit Hilfe einer Taschenlampe in das offene Ende einer Glasfaserleitung gemorst.

    Einmal editiert, zuletzt von Sebastien (23. Juli 2006 um 19:52)

  • So...nu wirds rechtlich.

    Neue deutsche Rechtschreibung (die meiner Meinung nach im übrigen um Längen besser ist als die alte, weil wesentlich logischer und einfacher):

    §74, E3:

    "Vergleiche mit als oder wie in Verbindung mit einer Wortgruppe oder einem Wort sind keine Nebensätze; entsprechend setzt man kein Komma [...]"

    Also...Spiegel Artikel: KEIN Komma.

    §76:

    "Bei Infinitiv-, Partizip- oder Adjektivgruppen oder bei entsprechenden Wortgruppen kann man ein [...] Komma setzen,[...]"

    Beispiel im Duden: "Etwas Schöneres(,) als bei dir zu sein(,) gibt es nicht."

    §78:

    "Oft liegt es im Ermessen des Schreibenden, ob er etwas mit Komma als Zusatz oder Nachtrag kennzeichnen will oder nicht."

    Dazu:

    §78(2):

    "Gefüge mit wie [...]:

    Ihre Ausgaben(,) wie Fahrt- und Übernachtungskosten(,) werden Ihnen ersetzt."

    edit: da wwaren wohl einige schneller

  • Ah ja, jetzt wird es konkreter. :) (Danke deschen2 für den Begriff "Bindewort", den kannte ich vorher nicht und konnte daher auch nichts nachschlagen...)

    Zitat von Sebastien

    also laut schlauem duden (allerdings no. 23, nicht die neue no. 24), kann man in den fällen ein komma setzen. würde ich jetzt mal frei behaupten (s. regel k112 und k116 und evtl. k117).


    Ich galube K112 ist hier wohl die wichtigste Regel:

    Zitat

    1. Wenn die vergleichenden Konjunktionen "als" oder "wie" nur Wörter oder Wortgruppen verbinden (also keine Nebensätze einleiten), setzt man kein Komma (§ 74E). (Vgl. auch K116)
    2. (betrifft nur "wie", daher hier egal)

    Zitat von Sebastien

    k116: "infinitivgruppen kann man durch komma abtrennen, um die gliederung des satzes detulich zu machen oder um missverständnisse auszuschließen."


    Um das also endgültig beurteilen zu können, müsste man noch Wörter, Wortgruppen, Partizipgruppen (Inhalt von K114 und K115) und Infinitivgruppen unterscheiden können.... ....mal sehen, ob ich da etwas verstehe... (Ist eigentlich nicht meine Stärke.)

    Nighthawk:
    Wenn wir es bis Montag 8.00Uhr nicht herausgefunden haben, werde ich darauf zurückkommen und eine E-Mail schreiben, danke. :)

    Gruß,
    Bazon

  • Zitat von deschen2

    Also...Spiegel Artikel: KEIN Komma.

    Äh, welchen meinst Du jetzt? Ich hatte da nur einen Zeit -Artikel und den Blog Eintrag eines Journalisten, der auch für den Spiegel schreibt...
    (...aber keinen Spiegel-Artikel. Ich denke aber, Du meinst denn Blog Eintrag des Spiegel-Online Journalisten.)

    Zitat von deschen2


    §76:

    "Bei Infinitiv-, Partizip- oder Adjektivgruppen oder bei entsprechenden Wortgruppen kann man ein [...] Komma setzen,[...]"

    Beispiel im Duden: "Etwas Schöneres(,) als bei dir zu sein(,) gibt es nicht."

    §78:

    "Oft liegt es im Ermessen des Schreibenden, ob er etwas mit Komma als Zusatz oder Nachtrag kennzeichnen will oder nicht."


    Kann?
    Was für eine Regel ist das denn? Ich weiß nicht, ob ich darüber glücklich sein soll oder nicht... :wink:

    Gruß,
    Bazon


    P.S.:
    Gibt es eigentlich auch eine Regel für meine Lieblingsinterpunktion, den drei Punkten (...)? Dazu habe ich im Duden nämlich auch nichts gefunden...:lol:
    (nicht ganz ernst gemeint....)

  • Zitat von Bazon Bloch


    P.S.:
    Gibt es eigentlich auch eine Regel für meine Lieblingsinterpunktion, den drei Punkten (...)? Dazu habe ich im Duden nämlich auch nichts gefunden...:lol:
    (nicht ganz ernst gemeint....)

    Zitat


    §1a: "Oft liegt es im Ermessen von Bazon Bloch, ob er etwas mit drei Punkten (...) als Zusatz oder Nachtrag kennzeichnen will oder nicht."


    nur mal so als Anmerkung. Steht fast am Anfang! :lol:

  • Bazon Bloch:

    ich meinte natürlich die beiden anfänglichen Zitate von dir...also nix mit Spiegel, sondern der Zeit Artikel und der Spiegel online Artikel.

    Zitat

    Kann?
    Was für eine Regel ist das denn? Ich weiß nicht, ob ich darüber glücklich sein soll oder nicht... Wink

    Na eine Kann-Regel eben...kommt halt drauf an, worauf du die Betonung deines Satzes legen willst.

    "Etwas Schöneres(,) als bei dir zu sein(,) gibt es nicht."

    Wenn das für dich eine Aussage als Ganzes ist, brauchste kein Komma. Wenn du aber z.B. die Betonung darauf legen willst, dass es eben wirklich NICHTS schöneres gibt, als bei irgendwem zu sein, dann setz ein Komma.
    Dasselbe gilt auch für die Wörter und/oder...

    Im übrigen, ich finde Kommata erhöhen, wenn sie richtig gesetzt werden, die Lesbarkeit erheblich.

    Ich finde z.B., dass "Etwas Schöneres als bei dir zu sein gibt es nicht." scheiße aussieht. Hingegen die Version mit Komma finde ich gut, weil logischer und lesbarer.

    Zitat

    Ah ja, jetzt wird es konkreter. Smile (Danke deschen2 für den Begriff "Bindewort", den kannte ich vorher nicht und konnte daher auch nichts nachschlagen...)

    Schön, dass ich helfen konnte.

    PS: Ich bin mir sicher, dass es im Duden auch Regeln zur "..."Thematik gibt. Dort gibt es schließlich Regeln, für alles möglichen Schreibweisen, ob nun ""!;-() usw.

  • Das mit der Kann-Regel stimmt so nicht mehr. Nach den Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung aus dem Februar 2006, die inzwischen von der KMK übernommen wurden, muss bei einem erweiterten Infinitiv mit "als" ein Komma gesetzt werden:

    Zitat

    § 75 Infinitivgruppen trennt man mit Komma ab, wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:
    (1) Die Infinitivgruppe ist mit um, ohne, statt, anstatt, außer, als eingeleitet ...


    Joffe hat also Recht!

    Hingegen irrt Moll tatsächlich:

    Zitat

    § 74 ... Vergleiche mit als oder wie in Verbindung mit einer Wortgruppe oder einem Wort sind keine Nebensätze; entsprechend setzt man kein Komma ...


    Alles hier nachzulesen: http://rechtschreibrat.ids-mannheim.de/aktuell/

    Übrigens gibt es natürlich auch Regeln zu Bazons "Lieblingsinterpunktion" (das wäre ja noch schöner, wenn in unserem Land etwas ungeregelt bliebe):

    Zitat

    § 99 Mit drei Punkten (Auslassungspunkten) zeigt man an, dass in einem Wort, Satz oder Text Teile ausgelassen worden sind.


    Wer hätte das gedacht :wink:

    Alexander

    MS Windows XP Home Edition Version 5.1 (Build 2600.xpsp2_gdr.050301-1519: Service Pack 2
    Mozilla/5.0 (Windows; U; Windows NT 5.1; de; rv:1.8.1.1) Gecko/20061204 Firefox/2.0.0.1
    Erweiterungen, Themes, Plugins

  • Zitat von Bazon Bloch

    Ich hab mir alle Beiträge nicht durchgelesen (is ja schließlich sehr spät, äh früh), aber mein Schulwissen sagt eindeutig:

    Bei Konstrukten mit "zu" und Infinitiv kommt ein Beistrich (jedoch nicht, wenn der Infinitiv mit "zu" allein - ohne Objekt - steht!); bei Vergleichen kommt kein Beistrich.

    Es liegt an dir, ihn zu erziehen.
    Er hat ihn zu erziehen.
    Einen Feind zu besiegen ist einfacher, als ihn zu erziehen.

    Nicht angelernt war hingegen seine Fähigkeit, härter und konsequenter zu trainieren als alle anderen.

    Wobei in diesem Satz auch der Infinitiv mit "zu" vorkommt. ;)

    Überall, wo mehrere Verben oder Infitivite mit "zu" vorkommen, ist zu überlegen, wo ein Beistrich gesetzt werden soll. (<-Hier z.B. 3 Stück. Hach, ich liebe die Beistrichsetzung im Deutschen. Aber ich bin kein Lehrer und der Deutschunterricht ist schon etliche Jahre her, weswegen ich es nicht mit schönen Fremdwörtern beschreiben kann.)

  • Zitat von Bazon Bloch

    Ich denke: Die rot markierten Kommas sind falsch. Immerhin lauteten die Sätze verkürzt:
    A ist besser als B.
    Man vergleiche das mit:
    A ist besser als, B.

    Du hast das Koma falsch gesetzt :wink: aber da nur am Rande!

    Liest den Satz mal so: Die größte Militärmacht auf Erden kann zwar mit leichter Hand ein Regime wegfegen, aber kein neues herbeizaubern; einen Feind zu demolieren ist einfacher.

    Wenn Du da jetzt noch was hintersetzen willst, dann mit Koma.


    Das Selbe hier: Nicht angelernt war hingegen seine Fähigkeit, härter und konsequenter zu trainieren.

    Der Sinn der Sätz geht nicht verloren, es handelt sich lediglich um Zusätze, die aber nicht unbedingt nötig wären. Wie das im Fachchinesisch heißt weiß ich nich :)

    imo :D

  • Zitat von bmx77

    Wie das im Fachchinesisch heißt weiß ich nich :)

    lockere Apposition :)

    Allerdings verhält es sich bei den mit als oder wie verbundenen nachgestellten Attributen, die Helbig/Buscha (1996:607) und Flämig (1991:129) zu den Appositionen zählen und die in der Duden-Grammatik (1995:637) als Appositionen im weiteren Sinne gelten, anders:

    Sein Verhalten als Angeklagter war reichlich provozierend.

    Hier ist v.a. die Pause in derStimmführung aufgehoben. Engel (1996:806) klassifiziert diese Strukturen deshalb nicht als Appositionen. Auch das Kriterium der Weglassbarkeit ist nicht ohne weiteres gegeben, so dass Engel (624f.) in vergleichbaren Fällen von nominalen Attributen spricht.

    So viel zur Syntaxanalyse (gibts noch viel mehr) Was genaues weiß man nicht, bzw. kann man sich streiten...


    ... im Text (besonders ind Zitaten) aber nur in [] laut DIN-Norm (Nummer wird nachgereicht) :roll:

    Win 7 Professional; Mozilla/5.0 (Windows NT 6.1; WOW64; rv:2.0) Gecko/20100101 Firefox/4.0 ID:20110318052756

  • Zitat

    Bei Konstrukten mit "zu" und Infinitiv kommt ein Beistrich (jedoch nicht, wenn der Infinitiv mit "zu" allein - ohne Objekt - steht!); bei Vergleichen kommt kein Beistrich.

    ...was ist denn bitte schön ein "Beistrich"??? :D:D:D Haben wir hier wohl einen 97jährigen FF-User?LOL
    Noch nie gehört das Wort...ich kenn Abstrich, Brotaufstrich, Straßenstrich....aber Beistrich!*g*

    PS: Wie gehtn das, dass bei Zitaten vorher immer steht "User xyz hat Folgendes geschrieben"????

  • Zitat von deschen2

    Wie gehtn das, dass bei Zitaten vorher immer steht "User xyz hat Folgendes geschrieben"????

    Code
    [quote='Irgendjemand']Irgendwas[/quote]


    wird zu

    Zitat von Irgendjemand

    Irgendwas

    Gruß Coce

    Keine Garantie für Richtigkeit meiner Tipps! Fragen/Antworten nicht per PN/IM/E-Mail!

  • Zitat von Alexxander

    Das mit der Kann-Regel stimmt so nicht mehr. Nach den Empfehlungen des Rates für deutsche Rechtschreibung aus dem Februar 2006, die inzwischen von der KMK übernommen wurden, muss bei einem erweiterten Infinitiv mit "als" ein Komma gesetzt werden:


    Joffe hat also Recht!

    Ah ja. Gut, dass ich also nachfragte! :)
    Wenigstens hat mich mein Sprachgefühl im Fall Moll nicht betrogen.

    Zitat von bmx77

    Du hast das Koma falsch gesetzt :wink: aber da nur am Rande!

    Ups, stimmt!
    Das zeigt, wie wenig intuitiv mir ein Komma an dieser Stelle erscheint.
    Nun gut, wenn ich recht verstanden habe, hängt es also davon ab, was dieses B ist:
    A ist besser als B.
    Bei B = Wort oder Wortgruppe
    und
    A ist besser, als B.
    Bei B = Infinitivgruppe.
    Na gut, von mir aus....

    Zitat von hoschen

    :lol:
    Dann ist ja gut! Die von Alexxander zitierte Regel wäre für mich etwas zu streng, ich setzte nämlich auch oft gerne an das Ende von bereits abgeschlossenen Sätzen Pünktchen....
    ....diese heißen dann bei mir: "Eigentlich könnte ich dazu noch was schreibe, aber ich lass das jetzt mal."
    Die drei Pünktchen am Satzanfang heißen bei mir hingegen: "Ich habe es mir doch anders überlegt und schreibe noch etwas dazu."


    Danke an alle, die zur Aufklärung dieser doch nicht ganz einfachen Angelegenheit beigetragen haben! :)

    Gruß,
    Bazon