BVerfG kippt Verbot von Studiengebühren

  • So, nun haben wir also die Entscheidung und den Salat: Das Bundesverfassungsgericht hat soeben die Entscheidung bekanntgegeben, dass das von der Bundesregierung erlassene Verbot von Studiengebühren fürs Erststudium verfassungswidrig ist. Die Begründung: Bildung ist Ländersache und in dieser Angelegenheit hat der Bund den Ländern nicht reinzureden. (Es wurde also explizit nicht über die Richtigkeit von Studiengebührengebühren entschieden)

    Was heißt das? Ich zum Beispiel studiere in Bayern, auf mich werden im kommenden Mehrkosten von 1000 Euro zukommen.
    Jeder der Befürworter sollte mal in sich gehen und sich fragen, wie leicht er auf 1000 Euro im Jahr verzichten kann. Und wieviel er verdient und wieviel Studenten normal verdienen.

    Und es ist nicht mal davon auszugehen, dass die Universitäten und Fachhochschulen dann den vollen Betrag mehr zur Verfügung haben. Der Staat wird seine Zuschüsse immer weiter kürzen und letztendlich haben wir nichts anderes als das gleiche schlechte Niveau, nur 10fach teurer für die Studenten (denn auch im Moment werden 50 Euro verlangt).

    Wäre es ein fairer Vorschlag, die Gebühren nachlaufend, also im Nachhinein nach dem Studium zu erheben? Ja. Doch worum es dem Staat in Wahrheit geht sieht man dann, wenn die Begründung - wie von bayerischen Politiker bereits gehört - kommt, man brauche das Geld jetzt und nicht in ein paar Jahren. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als eine zusätzliche Einnahmequelle für den Staatshaushalt, verpackt als angebliche Verbesserung der Studienbedingungen, die so nicht eintreten wird. Und wieder einmal zeigt sich, was von den Sonntagsreden der Politiker bezüglich der Bildung zu halten ist.
    Wer allerdings den Vogel abschießt sind Politiker (die wohlgemerkt gebührenfrei studiert haben und keine Anstalten machen, im Nachhinein welche dafür zu bezahlen), die sich hinstellen und sagen, Studenten könnten "locker" (Zitat!) auf 500 Euro/Semester verzichten. Dann fahren sie zurück ins Parlament und genehmigen sich erstmal eine Diäten-"Anpassung".

    So, nun gehe ich erstmal ziemlich angefressen eine Klausur schreiben.


    EDIT: Äh, da bin ich wohl irgendwie in die falsche Kategorie gerutscht, sorry :oops: Könnte das vielleicht ein Mod verschieben?

    Mozilla/5.0 (Windows; U; Windows NT 5.1; de; rv:1.8 ) Gecko/20051025 Firefox/1.5

  • @ argu18,

    bin zwar scheinbar aus dem Alter raus und dieser Beitrag ist tatsächlich "ortsfremd", aber ich verstehe Dich. Mit den künftigen "Rohstoff-Ressourcen" gehen die Beamten locker um. [1] betrifft es sie nicht unmittelbar und [2] auch künftig nicht (die Bezüge der Beamten-Kinder bei entsprechender Laufbahn sind schon gesichert!). Voraussetzung: Es arbeitet noch jemand!

    Gibt sicher auch andere Meinungen!

  • Ich könnte auch k*****. Ich studiere wie Argu auch in Würzburg.
    Mich betreffen die Gebühren wohl nicht mehr direkt, da ich wenn alles klappt fertig bin ehe der Mist losgeht.

    Und trotzdem betrifft es mich und uns alle. Ich denke nicht, das unsere Politiker eine Ahnung davon haben, was sie Deutschland damit antun. An besserer Bildung hat von den zuständigen Herren sicher keiner Interesse, dazu wurden die Unis und FHs in letzter Zeit immer mehr zusammengestrichen - und wenn mir jemand erzählt, dass das jetzt aufhört werfe ich mich auf den Boden und fange an zu lachen.

    Und dann behaupten alle noch immerzu, wir brauchen mehr Akademiker und nicht weniger. Jetzt sollen plötzlich Leute aus einkommensschwächeren Familien noch einen weiteren Kredit zusätzlich zu ihren Bafög-Schulden aufnehmen, damit sie "nachgelagert bezahlen" dürfen. Weil das ja auch gar nicht abschreckend wirkt... Volllidiot, wer sowas behauptet.

    Aber es soll ja auch Stipendien geben. Dann wird immer gerne die USA als Beispiel herangezogen... Als ob ein Land, wo man ein Stipendium dafür bekommt im Kirchenchor zu singen, vergleichbar mit Deutschland wäre.

    Ich kann nur den Kopf schütteln angesichts solchen Wahnsinns.

    PS: Fast vergessen: das beliebte Argument, dass studierte Leute nachher tendenziell besser verdienen und ruhig fürs Studium bezahlen können läßt sich leicht damit entkräften, dass sie das bereits tun: wer viel verdient, zahlt auch viel Steuern. Und davon haben letztentlich alle was.


    ..and some might argue that the earth is flat
    ..and some might argue that smoking is not harmful
    ..and some might argue that even Windows XP has become stable

  • Tja, da werden die Politiker schon sehen, was sie von der Möglichkeit haben, Studiengebühren erheben zu können.
    Da soll der Konsum angekurbelt werden, und dann sowas. Können wir dann ja sehen, wieviele sich noch ein Studium leisten können bzw. eine vernünfitgen Abschluss haben, weil sie 1) sich überhaupt ein Studium nicht leisten können oder 2) durch Nebenjobs 20 Semester brauchen.

    Andererseits wären die Gebühren nicht so falsch wenn 1) über geeignete Finanzierungsmöglichkeiten (wie in den USA) nachgedacht würde und 2) die eigentliche Bedingung: das eingenommene Geld müsste für Lehrmittel, PCs,Profs etc verwendet werden.

    Naja, ich bin jedenfalls auch fertig, wenns akut werden sollte

    PS: Hatte ich schon erwähnt, wie unsinnig ich die Initiative von Fr. Buhlmahn halte, Elite-Unis einzuführen. HALLO: Vllt erstmal die vorhandenen Unis im Standard anheben

    PPS: Den Namen der Initiative fand ich sowas von genial: "BrainUp" :roll:

  • Zitat von rabenvogel

    Hier kann man lesen, wieweit sich die Politiker von der Bevölkerung entfernt haben:
    http://www.sueddeutsche.de/,tt4m2/jobkarr…53/article.html

    Gruß
    rabenvogel

    Absolut !

    "Jeden Monat auf 100 Euro verzichten" - Unglaublich.

    Das ist eine Riesenfrechheit. Hab ich heut morgen schon im Radio gehört.


    Aber haben und konnten wir wirklich etwas anderes erwarten. Wie sich Politiker in der letzten Zeit aufführen (ich meine nicht die bezahlten Nebenjobs), kann doch keiner mehr im Kopf aushalten. Die Bürger werden für dumm verkauft und die Politiker sind für die Selbst-profilierung und -darstellung dar.

  • Zum Glück hab ich das Kapitel hinter mir.
    Wenn wenigstens, allerwenigstens die Leistung nach bezahlen der Studiengebühren stimmen würde.
    z.B. Köln, Biologie. Im Grundstudium Pflicht Physikpraktikum, also notwenidg für Vordiplom. ~300 Erstesemester/anno. ~1/3 erhält keinen Platz im Physikpraktikum. Wie soll dann bitte seh das Studium in der normalen Zeit "absolviert" werden (Arbeitszeitverluste mal abgesehen)?
    Thema Langzeitstudenten: Die Zahlen sind sowieso etwas für den A****.
    Promotionsstudenten mußten sich zwar eigentlich umschreiben, aber taten es nicht, warum auch? Dadurch wurden die Statistiken drastisch verändert.

    Die ganze Debatte bei der Studiengebühr geht an den eigentlichen Problemen vorbei: Wie ermöglicht man den Studenten im Prinzip schon das Studium schnell durchzuziehen?