Die Kehrseite der digitalen Revolution

  • Zitat von Boersenfeger


    kann mir das mal einer erklären? :wink:

    Nö, Robert Kaiser's Wörterbuch als Erweiterung hier installiert macht keine roten Striche drunter :wink:

    "Krieg ist ein zu ernstes Geschäft, als daß man ihn den Generälen überlassen dürfte." Georges B. Clemenceau (1841-1929), Französischer Journalist und Politiker/Ministerpäsident

  • Zitat von Wurstwasser


    Deren Kinder werden über CD- und MP3 Player lachen, irgendwas anderes haben und deine Schüler werden den guten, alten CD- und MP3 Playern hinterher weinen.!

    Ich glaube nicht. Musikstücke sind heute als bits in bestimmten Dateiformaten abgespeichert. Apple hat mit iTunes und iPod den eigentlichen Durchbruch geschafft und verdient sich jetzt die goldene Nase, die Musikindustrie wie EMI oder Sony Music geht mit ihren hartnäckig verteidigten CD's miesen Zeiten entgegen, Dank der digitalen Revolution. Die heutige Technologie, Musik abzuhören, ist revolutionär. Ob in einer Generation das Format noch mp3 oder die Hardware iPod heißen wird, ist unbekannt, aber die Digitalisierung wird so schnell nicht abgelöst.

    Der Verbrennungsmotorwurde vor ca 130 Jahren entwickelt. Das war revolutionär und der Anfang dessen, was wir heute Mobilität nennen. Einen Ernst zu nehmenden Nachfolger hat das Ding noch nicht.

    Genauso geht es mit der Digitalisierung. Wir alle werden es nicht erleben, was der Digitalisierung als Technolgie folgt. Wir sehen jetzt die Opfer, wie z.B. Schallplatte oder Musikkassette oder Sofortbildkamera.

    Die nächsten Opfer der Digitalisierung heissen Zeitung und Buch. Die Kinder meiner Kinder werden Musik noch digital abhören, aber keine Zeitung mehr lesen und nicht mehr aus Schulbüchern lernen, Kollege Wurstwasser ;)

    "Krieg ist ein zu ernstes Geschäft, als daß man ihn den Generälen überlassen dürfte." Georges B. Clemenceau (1841-1929), Französischer Journalist und Politiker/Ministerpäsident

  • Zitat von Amsterdammer

    Die nächsten Opfer der Digitalisierung heissen Zeitung und Buch. Die Kinder meiner Kinder werden Musik noch digital abhören, aber keine Zeitung mehr lesen und nicht mehr aus Schulbüchern lernen, Kollege Wurstwasser ;)

    Da muss ich jetzt aber mal vehement widersprechen! :wink:

    Du kannst Musik nicht mit Schrift vergleichen. Bei Musik kommt es lediglich auf den Klang an, dieser hat sich durch die Digitalisierung stark verbessert. Auf 'ner Schallplatte hört sich Musik einfach beschissener an als auf 'ner CD oder 'nem MP3-Player (abhängig von der Kompressionsrate). Das "Aussterben" von Plattenspieler & Co. würde ich in erster Linie auf diesen Qualitätsmangel und die fehlende Mobilität zurückführen....sähe halt ein bisschen doof aus, wenn ich in der Straßenbahn nen Plattenspieler auf'm Schoß hätte.

    Im Printbereich sieht das wiederum völlig anders aus. Ob die Buchstaben nun in einem Buch stehen oder einem pdf-Dokument macht keinen Unterschied. Im Gegenteil - was die Lesbarkeit angeht, so sind da Bücher und Zeitungen klar im Vorteil gegenüber elektronischen "Bildschirmmedien". Eine Zeitung liest sich ganz einfach viel besser als ein eBook.

    Was die Nutzung angeht, so verlieren zwar Tageszeitungen gerade bei jüngeren Nutzern an Reichweite, bei Büchern ist es aber umgekehrt. Junge Menschen lesen wieder vermehrt Bücher (Quellen dazu findet der geneigte Leser z.B. hier: http://www.media-perspektiven.de/fachzeitschrift_alle_ausgaben.html)

    Man kann also die Digitalisierung nicht für jedes Produkt, was "ausstirbt" verantwortlich machen. :wink:

    MfG...

    [Edit]: Im Übrigen ist die Bezeichnung "Opfer" auch stark subjektiv geprägt. Der Begriff "Nachfolger" wäre wohl angebrachter. Die Menschheit lebt nun mal vom Fortschritt.

  • Ein Beispiel wegen der Schulbücher

    Das hier(sorry, z.Zt. IE only und flash notwendig, popups zulassen, aber darum geht es jetzt nicht) + ein Zusatztprogramm
    ersetzt an unserer Schule in 2 Jahren die Schulbücher "Deutsch als Fremdsprache , Lehrjahr 1".
    Klassenzimmer werden z. Zt als Computer-Klassenzimmer eingerichtet. Jeder Schüler erhält ein Profil und Space für "Vokabelheft" usw. Parallel läuft Training in Microsoft-Office-Programmen, Klassenarbeiten werden digital abgenommen, lizensierte Netzwerk-Software wird ebenso eingesetzt wie Hot Potatoes oder moodle.

    An meiner Schule im Bauern- und Fischerdorf Edam-Volendam beginnt der digitale Untericht in zwei Jahren für alle Schüler ab 12. Die Schüler, die dies jetzt seit 1,5 Jahren im pilot tun, wollen nicht mehr zurück zu den Schulbüchern.

    Ich bleibe dabei, in einer Generation gibt es keine Schulbücher mehr, und das hat was mit der digitalen Revolution zu tun, und nicht mit Qualitätsverbesserungen.

    :wink:

    "Krieg ist ein zu ernstes Geschäft, als daß man ihn den Generälen überlassen dürfte." Georges B. Clemenceau (1841-1929), Französischer Journalist und Politiker/Ministerpäsident

  • @ Amsterdammer: naja, es geht ja nicht nur um Schulbücher.

    Gerade der öffentliche Bereich hinkt ja gern mal der Zeit hinterher und nun verfallen die alle in Aktionismus und wollen alles "elektronisieren", um "dem neuen Jahrtausend gewappnet zu sein".

    Es gibt aber auch Beispiele, in denen schon vor etlichen Jahren jeder Schüler mit Laptop ausgestattet wurde, alles nur noch über Computer laufen sollte etc. Und was ist am Ende bei rumgekommen? Man hat den Kram wieder abgeschafft, weil man festgestellt hat, dass die Schüler kaum noch auf den Unterricht geachtet haben, die Lernerfolge gesunken sind usw.

    Gegen den sinnvollen Einsatz neuer Medien spricht ja nix, aber irgendwann wird auch die "digital-affinste" Schule merken, dass "klassischer" Unterricht nicht durch Laptops, Internet etc. ersetzt werden kann. Und ich denke, meine Enkel werden sich auch noch den Schulranzen mit Büchern vollstopfen (müssen).


    Ist aber alles schon wieder sehr OT!


    Die eigentlich Frage war doch, ob man nun jeder Erfindung, die durch eine andere, neue ersetzt wurde/wird nachweinen muss.

    Seit Menschengedenken haben neue Erfindungen alte abgelöst und in den meisten Fällen unser Leben dabei einfacher, angenehmer, besser gemacht. Die Digitalisierung ist einer dieser Fortschritte. Allerdings kann ich mir eben nicht so ein "Horror-Szenario" vorstellen, in dem es in 20 Jahren keine Bücher mehr geben wird und alles durch elektronischen Krims-Krams ersetzt wurde. :wink:

    MfG...

  • ================ Einundeinhalb Jahre später =========


    Zufällig entdeckt
    Polaroid ist zurück, aber andres
    http://www.polaroid.com/pogo/de/

    Sachen gibt's ... :P

    "Krieg ist ein zu ernstes Geschäft, als daß man ihn den Generälen überlassen dürfte." Georges B. Clemenceau (1841-1929), Französischer Journalist und Politiker/Ministerpäsident

  • Zitat von deschen2

    ...Bei Musik kommt es lediglich auf den Klang an, dieser hat sich durch die Digitalisierung stark verbessert. Auf 'ner Schallplatte hört sich Musik einfach beschissener an als auf 'ner CD oder 'nem MP3-Player...


    Das ist schlichtweg falsch. Keine CD (und erst recht kein mp3-Sound) kommt auch nur annähernd an die mit LPs mögliche Qualität heran. Ich sage bewusst ''möglich'', denn die Mehrheit der LPs ist zugegeben schlechter als CDs. Doch eine technisch wirklich gut produzierte LP ist einer CD klanglich deutlich überlegen. Auch der Störpegel kann bei sachgemäßem Umgang und sorgfältiger Pflege und Lagerung meist vernachlässigt werden.

    Um die Überlegenheit solcher LPs zu reproduzieren bedarf es allerdings eines hohen technischen Aufwandes, also einer HiFi-Anlage, die diese Bezeichnung tatsächlich verdient. Alleine eine Ersatznadel für mein Tonabnehmersystem kostet zum Beispiel schon mehr, als ein brauchbarer CD-Player. Und für das Geld, das ich alleine in die Verbindungskabel der Komponenten investiert habe, bekommt man beim ''Ich bin doch nicht blöd''-Markt komplette Anlagen mit digitalem Surround-Sound.

    Okay, man kann geteilter Meinung darüber sein, ob dieser Aufwand, den wir HighEnd-Freaks betreiben gerechtfertigt ist, aber darum geht es ja nicht, sondern schlichtweg um die Tatsache, dass die Analogtechnik der aktuellen Digitaltechnik noch deutlich überlegen ist.

    Zur Technik: Die Abtastrate einer CD beträgt 44,1 kHz. Das heißt, dass eine vollständige Sinuswelle von 11 kHz (die selbst für ältere Semester, wie mich, noch hörbar sind) mit gerade mal vier Punkten definiert ist. Wenn diese vier Punkte nicht zufällig in den Maxima liegen, wird der Pegel reduziert, was (im Nulldurchgang) bis zur Unhörbarkeit gehen kann. Ganz zu schweigen von der Form der Welle, die ja nicht zwangsläufig ein Sinus-Signal gewesen sein muss (wovon ein CD-Player einfach ausgeht). Töne oberhalb von 22 kHz können von CD-Systemen zudem überhaupt nicht mehr reproduziert werden, da weniger als zwei Punkte nicht mal mehr zum Schätzen ausreichen. Das menschliche Ohr kann diese Töne zwar nicht mehr direkt wahrnehmen, doch der indirekte Einfluss ist durchaus hörbar, da die Oberwellen Einfluss auf die Klangfarbe haben.

    Kurzum, wir befinden uns bei der digitalen Tontechnik dort, wo die Digitalkameras mit maximal 1 oder 2 MegaPixel waren, also bezüglich der Auflösung mit analogem Filmmaterial noch nicht mithalten konnten. Im Gegensatz zur Bildtechnik kann man aber die Auflösung bei der Tontechnik nicht einfach erhöhen, da die erforderlichen Wiedergabegeräte auf das vorhandene Format fixiert sind. Eine Erhöhung der Abtastrate würde komplett neue Hardware auch bei der Wiedergabe erfordern. Am Anfang der CD-Ära hatte man eine solche Entwicklung zwar in Aussicht gestellt, doch mangels Nachfrage wurde das wieder zu den Akten gelegt. So ähnlich wie seinerzeit bei Einführung des Fernsehens, als es hieß, man wolle die Auflösung noch verbessern. Ja, es gibt mittlerweile HDTV, doch das hat immerhin über 50 Jahre(!) auf sich warten lassen und entsprechende Sendungen sind selbst heute noch rar.