Opera setzt in Zukunft auf Webkit...

  • Kurz zusammengefasst, worum es geht:

    Es gibt derzeit vier Browser-Engines auf dem Markt: Mozilla verwendet Gecko, Microsoft verwendet Trident, Opera verwendet Presto und Apple sowie Google verwenden Webkit. Nun hat man sich bei Opera dazu entschlossen, Presto zu beerdigen und zukünftig Webkit zu benutzen.

    Daraus ergibt sich, dass Operas Einfluss auf Web-Standards deutlich geringer werden wird, insbesondere wenn sie etwas anders umsetzen wollen als Apple oder Google. Das ist nicht nur ein Verlust für Opera, das ist ein Verlust für das gesamte Web, weil es verdammt wichtig ist, eine gewisse Vielfalt zu haben. Und diese Vielfalt ist bereits gerade auf dem mobilen Sektor ganz, ganz stark gefährdet, dort gibt es bereits eine Webkit-Monokultur. Die meisten Entwickler scheren sich gar nicht mehr drum, dass die Webseiten auf dem Smartphone im mobilen Firefox genauso aussehen wie im Stock Browser respektive Chrome. Es wird ganz stark Webkit-fokussiert entwickelt und alles andere häufig komplett ignoriert. So werden viele Dinge mit -webkit-Vendor-Präfix umgesetzt, die der anderen Engines einfach weggelassen, obwohl sie häufig das selbe darstellen könnten. Und mit einer wichtigen Engine weniger wird sich die Problematik nur weiter verstärken und es für Mozilla sowie alle anderen nur noch schwieriger Entwickler dazu zu bringen, nach Webstandards zu entwickeln anstelle für Webkit. Im Desktop-Segment wird das doch auch schon immer deutlicher, wie immer mehr Webseiten nur noch mit Chrome optimal laufen, MEGA war kürzlich nur ein Beispiel hierfür und das gleich ein ziemlich extremes. Monokultur... stopp, kennen wir das nicht? Internet Explorer in den frühen Tagen? An den Folgen leiden wir heute noch! Punkt Eins. Punk Zwei ist die grundsätzliche Schwierigkeit, sich den Entscheidungen von Apple und Google zu widersetzen. Eine wichtige Engine weniger bedeutet eine Partei weniger, die ihre eigenen Vorstellungen versuchen wird einzubringen. Webstandards werden noch mehr von den Vorstellungen Apples und Googles beeinflusst sein. Und es ist bei weitem nicht alles gut, was die in Webkit implementieren. Auch Mozilla ist nicht perfekt, gar keine Frage, aber der Verlust von Vielfalt ist eine ganz gefährliche Sache in Bezug auf Webstandards.

  • Zitat von HorstS

    Der sieht das etwas anders als Sören.

    Das klingt, als sei es meine exklusive Meinung, dabei ist genau das Gegenteil der Fall. Der oben verlinkte Artikel war auch nur einer von vielen Mozilla-Statements zu diesem Thema. ;)

    Der nun verlinkte Artikel geht leider absolut gar nicht auf das ein, was dieser Entschluss überhaupt bedeutet und was hier erörtert wurde. Damit kratzt der Artikel nur an der Oberfläche, das ist sehr kurz gedacht.

    Um es deutlicher zu sagen, welche Meinung ich zu 100% unterstütze, werfe ich kommentarlos einen Tweet von Lea Verou in den Raum, welche für das W3C tätig ist und damit viel Ahnung von diesem Thema hat:

    Zitat

    If you think a WebKit monoculture is good for web developers or the Web, you’re incredibly short-sighted (and likely inexperienced), sorry.

  • Zitat von Sören Hentzschel

    Das klingt, als sei es meine exklusive Meinung, dabei ist genau das Gegenteil der Fall....

    Das habe ich nicht gesagt. Aber aus deinem ersten Posting geht draus hervor, dass Du nicht begeistert bist von diesem Wechsel. Ich selbst weis nicht was ich davon halten soll. Ich habe Opera schon seit ewigen Zeiten wegen der Problematik, dass Opera nicht alle Seiten fehlerfrei anzeigt, den Rücken gekehrt. Zumindest dieses Problem wäre mit dem Wechsel der Engine beseitigt.

  • Ich dachte mir schon, dass du das damit nicht ausdrücken wolltest, das klang nur so, deswegen wollte ich das nochmal hervorheben. ;) Ich bin selber nicht von Opera begeistert, daher kann ich das schon nachvollziehen, und einige Entwickler werden sich unbestritten darüber freuen werden, dass sie eine Engine weniger zu berücksichtigen haben. Aber das hatte auch Vorteile. Chris Heilmann hat ja in dem von dir verlinkten Artikel auch kommentiert, an dem Punkt ist auch was dran:

    Zitat

    [...] nur beschrieb mein Post das Opera ein guter Test war um zu pruefen ob mein Code standardkonform ist da es ein Browser war der nicht so lax wie Chrome mit rendering umging.

    Und aus dem selben Kommentar, das worauf ich auch hinauswollte:

    Zitat

    Hier geht es um die Zukunft der Webstandards und um die Zukunft des Webs an sich – gerade wenn man ueber Handys spricht. Im Mobilbereich haben wir genau das gleiche was damals IE6 hatte – das Argument das Webkit Open Source ist bringt nichts wenn Apple es niemanden erlaubt nicht-Safari versionen auf iOS zu bringen oder der Android Browser nur mit dem OS erneuert wird. Wenn wir also oeffentlich erklaeren das es ohnehin egal ist ob es jetzt einen oder drei Browser gibt und nur die derzeitige Nutzung bestimmt was sinnvoll ist geben wir uns geschlagen und koennen dann auch gleich mit dem ganzen Standardkram und Leuten HTML und CSS beizubringen aufhoeren. Einfach den Leuten ein SDK oder Bibliothek geben die nur auf Webkit laeuft ist dann genug.

  • Jo, mit Betonung auf Meinung. Der Verfasser dieser Zeilen hat offensichtlich nicht so viel Background, wenn er die Existenz einer Monokultur leugnet, die ist (zumindest auf dem mobilen Sektor) nun einmal Fakt, da beißt die Maus überhaupt keinen Faden ab. Und dann noch schön über einen Wechsel von Microsoft oder Mozilla zu Webkit laut nachdenken. Wie könnte ich das ernst nehmen? ;) Auch der komplette Inhalt von "Gut für Webstandards" ist inhaltlich seeeehr fragwürdig. ;) Einen besseren Artikel gibt es da schon auf ZDNEt, welcher sich unter anderem auf die Meinung einer der führenden jQuery-Entwickler bezieht, der hat wenigstens Ahnung von dem, was er schreibt und ist nicht nur einfach ein gewöhnlicher Blogger und Mensch, welcher sich eben mit HTML und CSS beschäftigt... Da muss man wahrscheinlich schon tiefer drin stecken, um das große Bild zu sehen...

    Relativ brauchbar an dem Artikel sind wieder einmal die Kommentare. Ganz entscheidender Kommentar:

    Zitat

    Und andererseits findet man zahlreiche Wortmeldungen bekannter Köpfe von Goolge, Mozilla und Opera. Auch dies sind Entwickler, allerdings weniger Webentwickler als dass sie sich um die Weiterentwicklung der Browser, Renderingenines und/oder Webstandards bemühen. Und aus deren Sicht ergibt sich ein ganz anderes Bild. Opera ist als einer von vier Herstellern ener Rendering-Engine seit über 15 Jahren am Markt und um Fortschritte im Standardisierungsprozess bemüht. Bedenkt man nun noch, dass Microsoft zwischenzeitlich für Jahre abgetaucht war und Apple sich momentan bei der Mitarbeit weitgehend zurückhält, so ist Opera neben Microsoft, Google und Mozilla in diesem Rahmen ein echtes Schwergewicht und mit dem Wegfall von deren Engine bricht hier schon ein recht dicker Stützfleiler in der Arbeitswelt dieser Entwickler weg.

    Und der Verfasser des Artikels veranschaulicht ein großes Problem selber in den Kommentaren (komisch, dass er im Artikel darauf nicht eingeht):

    Zitat

    Wenn die Wahl zwischen den API-Varianten A und B ansteht, reicht es, wenn ein einziger, kleiner Browser B implementiert um es überhaupt zu ermöglichen, B auszuprobieren. Wenn es von vornherein nur -webkit-A gibt, hat Variante B keine Chance getestet zu werden, die API-Arbeitsgruppe wird nie Feedback zu B bekommen usw.

    Positiv ist das doch nur für diejenigen, welche sich nun einen Keks freuen, auf eine Engine weniger Rücksicht nehmen zu müssen. Das ist die im Tweet weiter oben angedeutete Kurzsichtigkeit. Die beiden hier zitierten Stellen aus den Kommentaren unterstreichen aber den Verlust für das Web.

  • Zitat von Sören Hentzschel

    ... Einen besseren Artikel gibt es da schon auf ZDNEt, welcher sich unter anderem auf die Meinung einer der führenden jQuery-Entwickler bezieht ...

    Ja, den Artikel habe ich auch gelesen. Bleibt festzustellen dass dieser Wechsel für jede Menge Diskussionsstoff sorgt und vielen nicht egal ist.