Google wertet nachweislich Suchanfragen aus und versucht, Nutzerprofile zu generieren, indem sie Cookies mit eindeutigen IDs vergeben, die mehrere Jahrzehnte gültig sind. Google selbst macht keinen Hehl mehr daraus, dass Daten gesammelt und Systematisch ausgewertet werden.
Seitdem auch das Doubleclick-Netzwerk zu Google gehört, kann Google sehr umfassende Nutzerprofile erstellen, auch wenn man sich auf Seiten befindet, die man gar nicht per Google gesucht hat. Wenn man Cookies der Google-Machinerie nicht konsequent blockiert (bzw. nur als Session-Cookies annimmt, die nach jeder Sitzung verfallen - Firefox kann das ja zum Glück), kann Google schon nach wenigen Tagen sagen: Es gibt einem Nutzer mit der ID sowieso, der regelmäßig Suchanfragen zu den Themen Y und X ausführt und sich auch sonst auf Seiten herumtreibt, die X, Y und Z tum Thema haben.
Theoretisch könnte Google soagr an Adressdaten kommen: Ein Unternehmen, das aus dem Doubleclick-Netzwerk Werbung einbindet, müsste seine Bestellseite mit eingegebenen Adressdaten nur über Doubleclick laufen lassen. Dies setzt allerdings die Mitarbeit des Unternehmens voraus, was seriöse Firmen kaum tun dürften. Zwar habe ich schon gelesen, dass einige Unternehmen derartige Daten liefern, aber ich konnte es noch nie selbst beobachten und kann das auch nicht so recht glauben.
Halten wir also fest, dass Google anonymisierte Nutzerprofile generiert, also versucht nachzuvollziehen, was jemand im Netz sucht und welche Themen ihn interessieren, allerdings diese Daten nur unter einer ID und nicht mit Adressangaben speichern kann. Somit kann eine Suche nach Kredit aufnehmen auch nicht an die Schufa gemeldet werden. Das wäre aus zwei Gründen auch vollkommen sinnlos: Nur weil ich im Netz nach Kredit aufnehmen suche, muss ich keinen Kredit aufnehmen wollen (dies ist ja auch ein häufiger Kritikpunkt der Vorratsdatenspeicherung: Wer irgendwann mal nach Kinderpornographie gesucht hat, wollte wahrscheinlich nur eine Definition des Wortes suchen und muss noch lange kein Kinderporno-Konsument sein. Auch wer nach Bombenbau sucht, ist noch lange kein Terrorist, der einen Anschlag plant).
Der zweite Grund erscheint mir aber noch wichtiger: Welchen Vorteil hätte Google, immerhin kein deutsches Unternehmen, wenn man mit der Schufa zusammenarbeiten würde? Googles Marktmacht wird langfristig darin bestehen, im exclusiven Besitz von Nutzerdaten zu sein. Bereits jetzt verkauft Google keinerlei Daten, und der Grund dafür ist nicht, dass man sich um irgendwelche Datenschutzrichtlinien sorgt. Man muss auch bedenken, dass die Schufa nicht irgendein Verbrecherverein ist, wie sie ja gern dargestellt wird, sondern letztlich "nur" eine Organisation des Bankgewerbes, die sicherstellen soll, dass Kreditanträger auch kreditwürdig sind. Eine Web-Suche nach Kredit aufnehmen ändert aber absolut nichts an der Kreditwürdigkeit einer Person.
Ich weiß ja nicht, welche "Datenschutzsendung" deine Mutter gesehen hat. Nach meiner Erfahrung handelt es sich bei Sendungen, die die "Gefährlichkeit" des Internet zum Gegenstand haben, oft um schlecht recherchierte und pauschalisierende Volksverdummung. Selten geht es wirklich um Aufklärung, sondern viel häufiger um reißerische Einschüchterung, die Quote bringen soll. In Deutschland ist dies besonders einfach, da hierzulande dem Internet noch immer etwas Anrüchiges anhaftet, was zuallermeist auf Unkenntnis oder sogar auf fehlender Informationskompetenz beruht. Es kommt immer noch viel zu oft vor, dass Leute eine grundsätzlich negative Ansicht über das Internet vertreten, in Wirklichkeit aber keine Ahnung von diesem Medium haben und ihre Meinung vom Hörensagen beziehen. FUD-Sendungen wie etwa Planetopia leisten dazu ihren Beitrag.
Um also deine Frage zu beantworten: Nein, die Schufa erfährt nichts davon, ob du bei Google nach Kredit aufnehmen suchst. Es spricht aus Datenschutzsicht trotzdem nichts dagegen, der Datensammelwut Googles einen Riegel vorzuschieben (dafür gibt es hier verschiedene Tipps, die sich aber nicht in aller Kürze darstellen lassen. Das komplette Blockieren von Inhalten aus dem Doublelick.net-Netzwerk wäre ein wichtiger Anfang) und/oder auch mal andere Suchmaschinen zu nutzen.