Danke für deine ausführliche Antwort.
Zitat von Sören HentzschelDas Wichtigste ist, dass endlich ein Umdenken auf Nutzerseite stattfinden muss.
Gut, ich denke mal um und akzeptiere in Webseiten einfahrende, blinkende, vom Lesefluss ablenkende oder (mehr oder weniger) subtil im Text eingebaute/versteckte Werbung. Ich habe gehandelt. Aber was ist mit meinem Gegenüber? Der Internetseite? Wo sehe ich da Bewegung?
Ich als User soll nachdenken, umdenken und handeln. Aber was ist mit dem Webseitenbetreiber, den Werbenetzwerken und, ja auch die gehören mMn dazu, den Anzeigepartnern?
Und darauf wollte ich in meinem letzten Beitrag hinaus als ich an die "Ebene der Mittel" dachte. Auf der untersten und direktesten Ebene, ich nenn' sie mal die Mikroebene, (Interaktion zwischen dem User und der Internetseite) kann 'ganz einfach' etwas bewegt werden:
aus Sicht der Internetseite: abschalten des Werbeblockers.
aus Sicht des Users: weniger oder doch wenigstens weniger aufdringliche Werbung.
Aber das sollte meiner Ansicht nach nicht das Ende der Diskussion sein. Ganz im Gegenteil. Erst jetzt wird es wirklich interessant. Auf der nächst höheren Ebene (Mesoebene) des Inhaltsanbieters (= Internetseite) stellt sich die Frage: wo platziere ich in welcher Form Werbung? Als Inhaltsanbieter greife ich dabei auf ein Inventar an Möglichkeiten zurück die mir die Werbenetzwerke zur Verfügung stellen.
Und hier sehe ich einen ersten Hebel oberhalb der Mikroebene: wenn ich die Rückmeldung bekomme, das auf meiner Internetseite Werbung geblockt wird, sollte ich nicht nur die User dafür verantwortlich machen, sondern sollte mich auch fragen woran das liegt. Und da wäre es schön, wenn über die verwendeten Werbe-Werkzeuge nachgedacht wird. Und bei den Herstellern der Werkzeuge, sprich den Werbenetzwerken entsprechenden Druck machen: ihr liefert mir schlechtes Material, sodass die User aggressiv blocken und entsprechend Einnahmen etc. wegbrechen. Von einer anderen Seite aus aber immer noch auf der Mesoebene, sollten auch die Anzeigenpartner (zweiter Hebel) ein sehr großes Interesse an "guten" Werkzeugen haben. Immerhin geht es um ihre Inhalte die vermarktet werden sollen.
Das Produkt mag gut sein. Wenn das Werkzeug zur Präsentation sch...lecht (Job der Werbenetzwerke) ist bzw. die Implementierung innerhalb der Webseite (Job des Inhaltsanbieters), dann sind die Hürden dass das Produkt beim User ankommt verdammt hoch.
Und schließlich sollten sich auch die "Werkzeughersteller" sprich die Werbenetzwerke fragen warum sie einen so schlechten Ruf haben und ob und wenn ja warum ihre Werkzeuge so schlecht sind. Nun ist Selbstkritik aber keine der menschlichen Stärken und schon gar nicht im geschäftlichen Metier. Es ist viel einfacher andere verantwortlich zu machen.
Und schließlich würde ich mir auf der Makroebene wünschen das es klarere Richtlinien gibt die Datenschutz und Privatsphäre besser oder anders regeln und überhaupt Regeln für die Trennung von Werbung und Tracking diskutieren. Das dürfte das Spielfeld der Politik, von Verbraucherschutzorganisationen, der Datenschützer, der Werbewirtschaft etc. sein.
Zitat von Sören HentzschelWenn Werbung auf einer Webseite nervt, dann kann dafür weder der Anzeige-Partner etwas noch das Werbe-Netzwerk, das ist ganz alleine die Entscheidung des Webseitenbetreibers, ob und wie er Werbung platziert.
Und das sehe ich ganz anders.
/Kleiner Einschub; ich muss ihn machen, denn unkommentiert kann ich das so nicht stehen lassen/
Zitat von Sören HentzschelUnd über die Kostendeckung hinaus ist es das Natürlichste der Welt, dass man auch etwas verdienen möchte, denn fast niemand arbeitet ohne Bezahlung. Wer Arbeit hat, hat das Recht, für seine Arbeit entlohnt zu werden.
Doch, es arbeiten sehr sehr viele Menschen ohne Bezahlung. Du sprichst hier von Erwerbsarbeit, die natürlich (geldwert) entlohnt werden sollte. Neben der Erwerbsarbeit gibt es aber weitere Formen der Arbeit, die zumeist nicht oder nur geringfügig entlohnt werden.
/Ende/
Zitat von Sören HentzschelDarum braucht es ein Umdenken. Das ist die Grundvoraussetzung. Ohne ein grundlegendes Verständnis über diese Sache kann es keine Lösung geben. Und das einzige, was mir dazu einfällt, ist noch mehr Kommunikation. Man muss noch eindringlicher den Ernst der Lage erklären. Kein Umdenken bedeutet, dass immer mehr ehemals kostenloser Content kostenpflichtig werden wird, weil es anders nicht mehr geht. Das ist die harte Realität.
Aber auf welcher Ebene? Auch du bleibst primär auf der Mikroebene verhaftet. Willst den Nutzer zum umdenken bewegen. Das wird aber nicht reichen.
Wo bleiben innovative Werbekonzepte? Wo bleiben die Werbenetzwerke die die öffentliche Diskussion zum Thema Adblocker suchen? Wo sind die Schnittstellen in den modernen Webseitenverwaltungsprogrammen die moderne Werbewerkzeuge ermöglichen? Wo bleibt der Diskurs beim Thema Tracking. Bei Meldungen wie dieser verliere ich zumindest bei Tracking ganz schnell die Lust auf eine differenzierte Diskussion. Hätte ich einen Aluhut auf, würde ich das fast als Stalking einordnen :mrgreen:
Grundsätzlich: so lange nur die Mikroebene in der Betrachtung ist und Gegenstand von Diskussionen bleibt, wird sich wenig ändern. Die Fronten sind halbwegs klar. Und irgendwie ja zusehends verhärtet(er). Je nach Perspektive hier der 'gute' User der nicht von Werbung behelligt werden will und dort die 'böse' Internetseite. Oder eben hier der 'böse' User und dort die zusehends ins Elend abdriftende Internetseite.
Nicht unbedingt die Lösung aber ein Vorwärtskommen liegt mMn zwingend in der Betrachtung außerhalb dieser Ebene.