• Andreas Gaal, ehemaliger CTO von Mozilla erklärt Chrome zum allumfassenden Sieger des Browserkrieges und den Desktop für irrelevant.

    [Blockierte Grafik: https://andreasgal.files.wordpress.com/2017/05/desktop-e1495690858671.png?w=750]

    Laut Gaal ist eine Umkehr des Trends angesichts dieser Marktentwicklung bereits unmöglich geworden. Auch, da sich Webprogrammierer immer am einflussreichsten Browser orientieren, was einen Teufelskreis in die Unbedeutsamkeit für die Mitbewerber bedeutet.

    Zitat

    From these graphs it’s pretty clear that Firefox is not going anywhere. That means that the esteemed Fox will be around for many many years, albeit with an ever diminishing market share. It also, unfortunately, means that a turnaround is all but impossible.
    Firefox Desktop today is technically competitive with Chrome Desktop in many areas, and even better than Chrome in some.

    Das kann Mozilla auch nicht durch Qualität ändern, da Browser Commodity-Produkte sind, die nicht primär aufgrund ihrer Qualität genutzt werden.

    Zitat

    Unfortunately, looking at the graphs, none of this has had any effect on market trends. Browsers are a commodity product. They all pretty much look the same and feel the same. All browsers work pretty well, and being slightly faster or using slightly less memory is unlikely to sway users. If even Eric–who heads Mozilla’s marketing team–uses Chrome every day as he mentioned in the first sentence, it’s not surprising that almost 65% of desktop users are doing the same.

    Er glaubt aber nicht, dass Google damit das Web erobert hat, da er in dessen Zukunft weit wichtigere Produkte als Browser sieht.

    Zitat

    So while Google won the browser wars, they haven’t won the Web. To stick with the transportation metaphor: Google makes the best horses in the world and they clearly won the horse race. I just don’t think that race matters much going forward.


    Wie überzeugend findet ihr seinen Artikel? Nur ein weiterer der Desktop-Totengräber oder hat seine Stimme mehr Gewicht? Spielen Browser in eurer entfernten Zukunft noch eine Rolle?

  • Man muss schauen, was der Hintergrund von Andreas Gal ist. Er hat Silk Labs gegründet, er ist also im Internet of Things-Business. Dass da der Desktop-Computer keine große Rolle spielt, ist klar. Und als Erfinder von Firefox OS hat er halt besonders nah erlebt, wie schwer es ist, gegen Googles Dominanz anzukämpfen. ;)

    Andreas Gal ist sehr kompetent, daher hat seine Meinung natürlich mehr Wissens-Grundlage als die Meinung vieler anderer. Allerdings stimme ich seiner Einschätzung nicht zu, dass durch Qualität nichts geändert werden könnte. Nichts anderes hat Mozilla in den Anfängen gemacht, sie haben eine aussichtslose Situation alleine durch Qualität geändert. Natürlich steht es außer Frage, dass es heute alles anders und auf eine andere Weise schwierig ist. Gerade gegen Googles Produkte und Marketing-Budget ist es schwer anzukämpfen. Allerdings: wenn ein Browserhersteller (muss nicht Mozilla sein) einen Browser entwickelt, der Chrome in diversen Aspekten spürbar überlegen ist, dann fällt es natürlich schwer, diesen Browser zu ignorieren.

  • Ich denke er geht davon aus dass ein solcher Qualitätsabfall ist bei keinem der heutigen Wettbewerber zu erwarten ist. Niemand wird wie Microsoft damals das komplette Browserteam entlassen, weil er glaubt man hätte das Web endgültig erobert (schon gar nicht Google)...

    Zumal man selbst dann eine Webkit/Bink-Dominanz hätte, da es abseits von Gecko und Microsoft-Engines keine Alternativen mehr dazu gibt.

    Sicher muss man seine Position einbeziehen. Und in der dürften Desktopbrowser tatsächlich keine große Rolle spielen.

  • Es gibt mehr als genügend Nutzer, welche nach wie vor deutliche Unterschiede zwischen Firefox und Chrome feststellen und deswegen Chrome anstelle von Firefox nutzen. Also gibt es keinen Grund, wieso ein Qualitätsunterschied nicht auch umbekehrt möglich sein sollte.

    Andreas Gal ist ja nicht mehr in die Browserentwicklung involviert. Wäre er es, würde diese Einstellung einem Aufgeben gleichkommen. Mit dieser Einstellung hätte es Mozilla nie gegeben. ;)

  • Ein Desktop ohne Browser? Nö! Eher wird irgendwann der Browser mehr oder weniger das Betriebssystem ersetzen, weil alles nur noch über die Klaut Cloud geht. Dann gibt es wieder wie früher einen "Thin Client" (Chromebook? MS Surface?) und ich melde mein Internet ab, denn damit will ich nichts zu tun haben!

    Ich nehme bei der Statistik übrigens stark an, daß hier unter Chrome alle Chromium-Browser gezählt wurden. Genaueres weiß man ja nicht, denn wie bei solchen meiner Ansicht nach unsinnigen Artikeln üblich fehlen natürlich die entsprechenden Links, das halte ich für unglaubwürdig!

    Außerdem fehlt in dieser Statistik der Opera und das geht mal gar nicht! Ich kenne kaum ein Smartphone/Tablet/Desktop, auf welchem dieser Browser nicht zumindest zusätzlich verwendet wird. Gerade bei "All Devices" kann der Opera gar nicht fehlen! Dann soll außerdem der Safari auch noch über dem Firefox und dem IE stehen, wie bitte soll das denn gehen? Wer bitte verwendet den Safari und für welches System gibt es den überhaupt? Den gibt es ausschließlich für OS X und iOS, da kann also irgendwas nicht stimmen!

    Ich werde mich jedenfalls von meiner SeaMonkey Suite erst trennen, wenn bei denen wirklich der letzte Vorhang fällt. Dann würde ich aber auch zu Firefox und Thunderbird wechseln, aber bis dahin ist hoffentlich noch ein weiter Weg!

  • Safari liegt nur bei All Devices, also Desktop und Mobile vor IE und Firefox. Beim Desktop liegt er erwartungsgemäß darunter. Das ist plausibel, da Safari unter iOS stark ist, aber OSX zu wenig verbreitet ist um dort höher zu liegen.

    Ansonsten schreibt er doch sogar:

    Zitat

    The data is from StatCounter and you can argue that the data is biased in a bunch of different ways, but at the macro level it’s safe to say that Chrome is eating the browser market, and everyone else except Safari is getting obliterated.

    Opera war nie mehr als ein Nischenbrowser (wenn auch der größte) auf den Gesamtmarkt bezogen.

  • Außerdem fehlt in dieser Statistik der Opera und das geht mal gar nicht! Ich kenne kaum ein Smartphone/Tablet/Desktop, auf welchem dieser Browser nicht zumindest zusätzlich verwendet wird. Gerade bei "All Devices" kann der Opera gar nicht fehlen!

    Das ist interessant, denn ich kenne exakt null Menschen, die Opera auf dem Smartphone oder Tablet nutzen. Und auf dem Desktop kenne ich genau einen. :D Opera hatte nie einen auffallend hohen Marktanteil und hat mit dem Umstieg auf Chromium viele treue Anhänger verloren und zuletzt noch einmal mit dem Verkauf nach Asien. Zumal Opera ja nun durch Dinge auffällt, die einem von Firefox bekannt vorkommen und aus Firefox schon wieder verschwunden sind: etwas Vergleichbares zur SocialAPI (bloß in Opera ist es noch mehr eine Integration sozialer Dienste) und nun Werbung auf der Seite, die beim Öffnen eines neuen Tabs erscheint. Was bei Firefox für Kritik gesorgt hat, müsste hier theoretisch genauso gesehen werden. Wobei, wer weiß, so eine gewisse Doppelmoral, wenn es um Browser geht, wäre ja auch nichts Neues. Also vielleicht wird das bei Opera sogar gefeiert. ;) Auf Android hat übrigens sogar der Silk Browser von Amazon einen höheren Martkanteil als Opera.

    Dann soll außerdem der Safari auch noch über dem Firefox und dem IE stehen, wie bitte soll das denn gehen? Wer bitte verwendet den Safari und für welches System gibt es den überhaupt? Den gibt es ausschließlich für OS X und iOS, da kann also irgendwas nicht stimmen!

    iOS hat auf dem Smartphone etwas unter 20 Prozent Marktanteil. Wenn du mal überlegst, wie viele Smartphones und Tablets genutzt werden, macht das eine extrem hohe Zahl aus. Und auf iOS hat Safari, wirklich wahr, mehr als 95 Prozent Marktanteil. Auf macOS sind es auch mehr als 50 Prozent, die Safari nutzen.


  • Das ist interessant, denn ich kenne exakt null Menschen, die Opera auf dem Smartphone oder Tablet nutzen. Und auf dem Desktop kenne ich genau einen. :D


    Dann kennst du jetzt einen, bzw. zwei :wink:
    Aber stimmt schon, sind wohl nur ein paar hartgesottene Fans :mrgreen:

  • Ich muss aufgrund der Überschrift jetzt einfach den Artikel von Robert O'Callahan einwerfen.

    WebAssembly: Mozilla Won
    http://robert.ocallahan.org/2017/06/webass…ozilla-won.html

    Da geht es im Endeffekt um etwas vollkommen anderes, darum passt es - auf den ersten Blick! - gar nicht mal so gut in dieses Thema. Andererseits ist die Überschrift eine Anlehnung an den "Chrome won"-Artikel und es ist ebenfalls ein Artikel von einem Ex-Mozilla-Mitarbeiter. ;) Und auch, wenn es eigentlich ein anderes Thema ist, so ist die Botschaft dahinter doch teilenswert. Und ich kann den Kreis zum "Chrome won"-Artikel sogar schließen:

    Der letzte Satz:

    Zitat

    I also want credit to go to Mozilla's amazing http://asm.js/WebAssembly team, who went up against Google with far fewer resources but a better approach, and won.

    Mozilla hat mit seiner Technologie, trotz wesentlich weniger Ressourcen, einen technologischen Sieg gegenüber Google erzielt, WebAssembly ist in erster Linie ein Nachfolger von Mozillas asm.js, weniger von Googles PNaCl, und damit ein großer Verdienst von Mozilla. Der Kreis schließt sich dadurch, denn es zeigt genau das, was ich in einem Kommentar weiter oben in Bezug auf "Chrome won" schrieb:

    Allerdings stimme ich seiner Einschätzung nicht zu, dass durch Qualität nichts geändert werden könnte. Nichts anderes hat Mozilla in den Anfängen gemacht, sie haben eine aussichtslose Situation alleine durch Qualität geändert.

    Auch hier hat sich ein qualitativer Sieger durchgesetzt, obwohl viel kleiner als Google, a) mit dem Ergebnis einer Nachfolge-Technologie, die von allen Browserherstellern unterstützt wird (oder die Unterstützung zumindest bereits in Arbeit ist) und auf den Leistungen Mozillas basiert und b) dem Ergebnis, dass Google PNaCl nun offiziell eingestellt hat, wegen WebAssembly. Und das kann einem natürlich auch Hoffnung für andere Bereiche geben. Denn es zeigt, dass Qualität nach wie vor eine Bedeutung hat.

  • Ist das wirklich eine so große Niederlage für Google? Wie ich das bisher verstanden habe, war PNaCL im Grunde immer nur als Übergang gedacht, bis ein Webstandard daher käme, der performant genug ist, um PNaCL abzulösen. Wenn Google selbst einen direkten WebAssembly-Konkurrenten in Entwicklung gehabt hätte, wäre das eine andere Sache, so war es IMO kein wirklich Kontest.

    Davon abgesehen kann Google aufgrund seiner Position im Web stärker definieren wie wichtig Standards sind. Ein Hinterherhängen ist nicht so schlimm, wenn diese Techiken noch nicht weitverbreitet eingesetzt werden. Was sich kaum jemand leisten kann, da damit allein Hunderte Millionen von Mobilusern fallen gelassen werden.
    Umgekehrt ist es für Firefox dank eigener Renderengine wesentlich dramatischer wenn Googledienste und Entwicklertools ausgerollt werden, die von Firefox noch nicht vollständig unterstützt werden. Siehe aktuell Polymer 2.0 mit WebComponents, die werden von Google dank Unterstützung durch Bink und Webkit nun bereits ausgerollt während Firefox sie wohl frühestens Ende 2017 bekommen wird. Was schlimmstenfalls monatelange schlechte Performance für Firefoxuser bedeutet.

  • Es ist keine große Niederlage für Google in dem Sinne, dass für sie nun irgendein Teil der Welt untergehen würde, darum ging es auch gar nicht. Es ist aber ein technologischer Sieg für Mozilla, weil sich ihre Technologie als die bessere Technologie durchgesetzt hat. Das ist etwas, was man ruhig hervorheben darf, weil das in der öffentlichen Wahrnehmung viel zu wenig hervorgehoben wird, was Mozilla außerhalb von Firefox leistet. Und ich denke, jemand wie O'Callahan, der an der Entwicklung der Technologie, um die es hier geht, beteiligt war, sehr gut weiß, wovon er spricht. ;)

    Natürlich war es kein Contest, da stimme ich dir absolut zu. Ein Contest erfordert mindestens zwei Parteien, die daran teilnehmen. Aber Google war absolut nicht daran interessiert, was es für Einwände gegen PNaCl gab. Google wollte, wie so häufig, das eigene Ding durchdrücken, egal was andere Browserhersteller davon halten.

    Der Punkt ist: man könnte bei WebAssembly in den Kernaspekten genauso den Ideen und Ansätzen von PNaCl folgen. Stattdessen folgt WebAssembly aber in den Kernaspekten den Ideen und Ansätzen von Mozillas asm.js. Dafür bekommt Mozilla keine Trophäe und auch sonst nichts. Aber es ist einfach gut zu wissen, dass Mozilla trotz wesentlich geringerer Ressourcen noch immer in der Lage ist, Alternativen zu Dingen, die von Google kommen, zu entwickeln und durchzusetzen. Denn diese Erkenntnis kann man auch auf andere Dinge transportieren: wenn Mozilla Qualität liefern kann, gibt es auch immer noch eine Daseinsberechtigung für Firefox und kein Grund, eine so negative Einstellung wie Gal zu haben.

    Dass PNaCl nur eine Übergangslösung sein sollte, glaube ich eher nicht. Denn dann hätte es Google nicht so gepusht. Du musst bedenken, dass wenn Google eine Technologie etabliert, sie die Unterstützung nicht von heute auf morgen streichen können, denn es wird dann im Web genutzt. Das bedeutet im schlechtesten Fall ein Weiterpflegen für mehrere Jahre. Google interessiert sich nicht wirklich dafür, was das Beste für das Web ist. Google interessiert sich in erster Linie dafür, was das Beste für Google ist. Und mit diesem Schritt hat Google endlich anerkannt, dass PNaCl nicht das Maß aller Dinge ist. Und es passt auch nicht zu Google, Dinge zu verbreiten, von denen man sich langfristig etwas verspricht. Google ist nicht für halbe Sachen bekannt. Unter der Annahme, dass PNaCl nicht gut genug ist, hätte man PNaCl nicht in dieser Form entwickelt, sondern so, dass es eben gut genug ist.