Erfahrungsbericht eines Smartphone-Neulings (Alcatel Fire E)

Hallo zusammen,

seit gut einer Woche besitze ich mein erstes Smartphone
Hat ja gedauert, aber ich hatte weder auf die Datenkrake Google Lust, noch auf die Bevormundungen durch die Apfeldesigner. Und wenigstens halbwegs Open Source sollte es sein, nicht zu teuer, und verfügbar. Windows Phone schied also auch aus, Ubuntu Phone ist mir zu teuer und noch nicht wirklich verfügbar. So habe ich es gewagt und mir das recht umstrittene Alcatel Onetouch Fire E zugelegt!

Bis jetzt bin ich trotz einiger sytembedingter Schwächen von dem Teil sehr angetan:

- Die Einrichtung verlief kinderleicht
- Das Adressbuch meines Nokia 2710 ließ sich im vcf-Format problemlos und verlustfrei importieren
- E-Mail per IMAP geht sehr gut
- Übersichtliches Einstellungsmenü
- Für mich als nicht mehr so jungen Menschen (Ü50) ist das große und klar Display sehr gut lesbar
- USB-Tethering geht perfekt unter Linux Mint
- Der Zugriff auf den internen Speicher und die Speicherkarte ebenfalls (allerdings nicht gleichzeitig mit USB-Tethering)
- Das Teil sieht deutlich teurer aus, als es ist, und ist gut verarbeitet
- Die eingebaute Kamera ist wesentlich besser als erwartet, selbst bei schlechtem Licht
- Flotter und flüssiger Internetzugriff

Die Nachteile will ich nicht verschweigen:
- Geringe Auswahl an Apps, kein Skype z.B.
- Keine Echtzeit-Navigation trotz sonst sehr brauchbarer Nokia "here maps"
- Das Teil ist datenhungrig, ohne Internetverbindung geht fast nichts
- Nicht für mobilen Zugriff optimierte Webseiten sind umständlich zu handhaben
- Das Betriebssystem Firefox OS 2.0 hat noch Hänger und wirkt manchmal etwas unfertig

Gerade angesichts des günstigen Preises von deutlich unter 100 Euro will ich nicht meckern, im Gegenteil. Klasse finde ich auch das sehr aufgeräumte Startbild, alle Informationen sind schnell verfügbar, und auch das Einstellungsmenü ist klar strukturiert, übersichtlich und selbsterklärend. Alles ist gut lesbar, hier gibt es keine kriminell kleinen Schriften oder überladenen Designs auf Kosten der Nutzbarkeit.

Wer von einem anderen Smartphone-Betriebssystem kommt, ist vielleicht kritischer und wird Dinge sehen, die mir nicht auffallen. Im Netz sind die Bewertungen über das Gerät und sein Betriebssystem alles andere als euphorisch, umso mehr bin ich persönlich positiv überrascht, wie gut es funktioniert.

Was mir noch gefällt, ist die Tatsache, dass man sich nicht für irgendwas anmelden muss, um das Teil nutzen zu können. Werksseitig sind alle Verbindungen, auch der USB-Datenzugriff und die Standortermittlung, erst mal abgeschaltet und müssen vom Nutzer aktiviert werden. Privatheit und Datenschutz wird hier groß geschrieben.

Positiv überrascht bin ich von der Sprachqualität: Satter, klarer Sound wie bei einem ISDN-Festnetztelefon! Genial, so muss es sein. Zu viele Mobiltelefone und auch Smartphones nerven mich mit einer grottigen Sprachqualität, ich bin da aber auch zugegebenermaßen empfindlich.

Weniger schön: Der Benachrichtigungston für SMS und E-Mail ist der gleiche und er lässt sich auch nur gemeinsam für beides an- und ausschalten. Ein paar wenige nette Klingeltöne sind vorinstalliert. Die eingebauten Lautsprecherchen sind dafür okay, für Musikgenuss können sie aber nicht reichen. Es gibt aber eine Standard 3,5mm Klinkenbuchse, und eine gute mp3 klingt über einen ordentlichen Kopfhörer wirklich gut. Die mp3-Player-Funktion habe ich aber nicht ausgiebiger getestet.

Die Anzeige der Signalstärke ist seltsam kalibriert: Sie hat 5 Balken, aber selbst unter besten Empfangsbedingungen sehe ich nie mehr als 3 davon. Bei einer Anzeige von nur einem Balken ist die Datenverbindung immer noch sehr ordentlich, es ist also offenbar eine zu sparsame Anzeige und nicht etwa eine schlechte Empfangsleistung die Ursache für die schlechten Anzeigenwerte. Über die Empfangsleistung kann ich übrigens gar nicht meckern, denn selbst unter schwierigen Empfangsbedingungen funktioniert der Internetzugriff einwandfrei.

In der Mittagspause habe ich mal eben schnell ein Foto geschossen und per E-Mail versendet. Das geht problemlos. Die Bildqualität gerade auch im Nahbereich (Makro) ist deutlich besser als erwartet.

Kontakte exportieren geht ganz einfach über eine entsprechende Funktion im Kontakte-Menü. Bilder, Videos und Musik liegen sowieso auf der Speicherkarte und lassen sich per USB direkt auf den PC übertragen. Das klappt ohne irgendeine spezielle Software, sondern einfach über den Dateibrowser per USB. SMS zu sichern habe ich nie gebraucht und weiß deshalb auch nicht, ob und wie das geht.

Meins läuft stabil und ich bin nach wie vor mehr als zufrieden. Vor allem die Kamera verblüfft mich mit ihrer guten Bildqualität, besonders im Nahbereich:

[Blockierte Grafik: http://up.picr.de/21337584to.jpg]

Für meinen Geschmack reicht das Teil voll und ganz aus. Ich habe den Kauf nicht bereut.

Es stimmt, dass die Fotos bei schlechtem Licht etwas dunkel geraten. Das finde ich aber weniger schlimm als die Überkompensation mancher anderer Kameras, bei denen gerade Nachtaufnahmen immer viel zu hell werden. Mich wundert allerdings, dass es zwar unzählige mehr oder weniger nützliche Motivprogramme gibt, aber ich finde keinen manuellen Modus und vor allem keine Möglichkeit, die Belichtung zu korrigieren. Oder habe ich es nur übersehen?

Bei den Motivprogrammen finde ich "ASD" und "AR am Ende der Liste. Was bedeutet das?

Das Vergrößern und Verkleinern von Fotos aus der Galerie geht mit 2 Fingern ruckelfrei und geschmeidig. Im Aufnahmemodus ruckelt das Zoomen mit 2 Fingern, aber das unterlasse ich eh meist, da nur Digitalzoom mit entsprechend eingeschränkter Bildqualität.